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Manchmal geht Gott ins Kino
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Manchmal geht Gott ins Kino

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Manchmal geht Gott ins Kino, glaube ich. Vielleicht geht er sogar gerne ins Kino, weil es da Bilder gibt. Von ihm. Und von uns. Bilder, die wir in der Kirche gar nicht machen könnten, leider.

Würde "American Beauty" Gott gefallen?

Also geht Gott dann ins Kino. Ich stelle mir vor, ihm würde ein Filmklassiker gefallen wie zum Beispiel „American Beauty“, Amerikas Schönste. Da sitzen in einer Szene ein Mann und eine Frau einfach da. Sie sind schwer verliebt und darum mit vielen Worten sprachlos. Sie reden viel und sagen wenig. Sie kommen mit ihrer Verliebtheit noch nicht zurecht. Außerdem haben sie gerade einen großen Schrecken hinter sich und müssen sich ein wenig erholen. Da fragt der junge Mann: „Was ist denn los mit dir? Du hast bestimmt Angst vor mir!“ Und sie antwortet: „Nein, hab ich nicht.“ Und dann kommt Gott.

Eine Papiertüte fliegt im Wind

Der junge Mann zeigt ihr etwas. Die beiden schauen aber nicht irgendwie ins Ewige oder in den Himmel, nein, sie schauen nur ein Video und sehen - eine Papiertüte. Die fliegt im Wind. Mal sanft, mal heftig, hoch und runter. Mal scheint sie in der Luft zu stehen, dann stürzt sie plötzlich ab, wird aber rechtzeitig vor dem Boden wieder aufgefangen und so fort. Man weiß bald gar nicht mehr, wer hier mit wem spielt. Der Wind mit der Tüte oder umgekehrt.

Vertrauen in eine gütige Kraft

Und dann kommt ein Satz, der so schön ist, dass er von Gott selber sein könnte. Der junge Mann schaut erst lange auf die junge Frau und sagt dann: „Weißt Du, ich glaube, hinter allen Dingen steckt Leben ... und diese unglaublich gütige Kraft, die mich wissen lassen will, dass es keinen Grund gibt, Angst zu haben, nie wieder.“ In diesem Augenblick nimmt sie seine Hand. Und küsst ihn. Ganz sanft. Sie zeigen sich, die beiden, dass sie Vertrauen haben. Zu sich. Und in die gütige Kraft, die sie gerade fühlen.

Da ist Gott. Mitten im Satz. Man muss ihn gar nicht beim Namen nennen. Wo sonst sollte Gott sein, wenn nicht in der Liebe und im Erleben von Güte. Wenn ich manchmal keinen Grund habe, Angst zu haben, dann ist Gott doch bei mir. Sogar mitten im Kino. Und in der Liebe sowieso. Gott sei Dank.

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