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Von guten Mächten wunderbar geborgen
pixabay/Thomas

Von guten Mächten wunderbar geborgen

Claudia Biester
Ein Beitrag von Claudia Biester, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg
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„Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.“ So beginnt ein schönes Kirchenlied. Oft wird es gesungen – besonders zum Jahreswechsel.

Das Lied erzählt vom Vertrauen auf Gott. Es öffnet einen weiten Raum, in dem Platz finden kann, was man selbst erlebt hat und auch das, was man sich wünscht und erhofft. Menschen dürfen sich geborgen fühlen, so wie sie sind und dort, wo sie leben. Eine schöne Aussage, finde ich. Aber geht sie nicht zu schnell über schlimme Lebensumstände hinweg?

Vertrauen in größter Not

Die Herkunft dieses Liedes gibt eine persönliche, biographische Antwort. Geschrieben hat es der Pfarrer und Theologe Dietrich Bonhoeffer. Ursprünglich übrigens nicht als Lied, sondern als Gedicht. Bonhoeffer hat es im Advent 1944 verfasst, also während der Nazi-Herrschaft, in dunkelster Zeit. Damals saß Bonhoeffer im Gefängnis. Als Mitverschwörer gegen Hitler musste er mit dem Tod rechnen. Um ihn herum tobte der Krieg unendlich grausam. In dieser Zeit höchster Gefahr und größter Sorgen empfand er offenbar etwas von der Geborgenheit, für die er diese Worte fand: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.“

Die letzten Worte

Bonhoeffer schickte das Gedicht an seine Verlobte Maria von Wedemeyer. Dazu schrieb er: „Hier noch ein paar Verse, die mir in den letzten Abenden einfielen. Sie sind der Weihnachtsgruß für Dich und die Eltern und Geschwister“. Es war sein letztes Gedicht und einer seiner letzten Briefe. Am 9. April 1945 wurde er hingerichtet. Neununddreißig Jahre war er damals alt.

Glaube, der wirklich tröstet

Mich – und viele andere – beeindruckt wie mutig und eindeutig Bonhoeffer lebte, bei ihm ist authentisch aufeinander bezogen, was er glaubte und was er tat. Und ein solches Gedicht, das geschrieben wurde, in der Not dieser Lebensumstände, macht mir Hoffnung, dass der Glaube Menschen wirklich trösten kann. Auch in schrecklichen Zeiten. Auch deshalb ist es so wertvoll, dass Zeugnisse wie dieses Gedicht erhalten sind.

Von guten Mächten treu und still umgeben behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.

So heißt die erste Strophe vollständig. Auf Gott vertrauen und auch so leben, das klingt durch alle sieben Strophen hindurch. Vielleicht ist das ein Grund, warum viele Menschen – und ich auch - dieses Gedicht auch heute noch so sehr mögen und als tröstlich empfinden. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes und behütetes neues Jahr.

 

 

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