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Lücken im Kalender
pixabay/Karolina Grabowska

Lücken im Kalender

Jelena Wegner
Ein Beitrag von Jelena Wegner, Evangelische Pfarrerin, Siegbach
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Die großen Festtage sind vorbei. Die Familie wieder abgereist. Das neue Jahr liegt lang und blank vor mir. In diesen ersten Tagen des Jahres ist oft wenig los. Ferienzeit. Pausenzeit. Eine stille Zeit. Vor mir auf dem Tisch liegt der neue Kalender. Manche Pläne stehen schon fest. Termine sind gemacht. Urlaube eingetragen. Aber noch warten etliche Lücken darauf gefüllt zu werden.

Noch sind Lücken im Kalender

Ich tue mich schwer mit Leerstellen. Die Zeit muss doch genutzt werden. Und wenn schon nicht zum Arbeiten, dann doch für Freunde oder die Familie. Und so setze ich mich und plane Ausflüge und treffe Verabredungen.

Eine erzwungene Lücke im letzten Jahr

Als ich zum März komme, fällt mir das letzte Jahr ein. Da bin ich von heut auf morgen krank geworden und ausgefallen. Keine Besuche mehr, kein Gottesdienst mehr, keine Familienfeiern. Stattdessen eine längere Auszeit. Auch damals war der Kalender gut gefüllt. Aber dann hat sich gezeigt: Im Leben ist nicht alles planbar. Manchmal sind es Krankheiten. Es kann auch ein Todesfall in der Familie sein oder die Insolvenz des Arbeitgebers. Und auf einmal ist das Leben ein anderes.

Loslassen fällt schwer

Ich halte inne. Es fällt mir schwer Pläne und Sicherheiten loszulassen. Darin muss ich mich noch üben. Gerne habe ich alles in der Hand. Jesus konnte das Loslassen und das Geschehen-lassen besser. Sogar in der äußersten Not. Am Rande des Todes. Da betet er und erzählt Gott, was er sich wünscht. Aber sein Gebet endet mit den Worten „nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lukas 22,42). Diese Bitte haben wir auch im Vaterunser: „Dein Wille geschehe“.

Lücken als Raum für Gottvertrauen

Diese Worte kann man vermutlich nur schwer beten, wenn man in Nöten ist, wenn man um einen lieben Menschen trauert. Oder nicht weiß, wie das Leben weitergehen soll, weil eine Krankheit alles ausbremst.

Trotzdem helfen mir diese Worte: „Dein Wille geschehe“. Mit ihnen übe ich mich im Vertrauen, das Gott mehr weiß als ich. Gott hält mich, hält meine Trauer aus, meine Zweifel und meine Unsicherheit. Und: Er weiß, was morgen kommt. Für dieses Vertrauen möchte ich Raum schaffen in meinem Leben. Dafür braucht es Lücken.

Platz für Unerwartetes

Ich nehme meinen Kalender und streiche einige Pläne und Vorhaben wieder durch. Jetzt habe ich Zeit für unerwartetes. Ich möchte offen sein für Gottes Wege und lasse mich überraschen mit dem noch ungeplanten Leben.

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