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In Gedanken Menschen nahe sein
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In Gedanken Menschen nahe sein

Pater Andreas Meyer
Ein Beitrag von Pater Andreas Meyer
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„Dann kannste ja jetzt morgens lange schlafen.“ Das war Simons Kommentar auf die Nachricht, dass ich jetzt im Ruhestand bin. Simon ist gerade 18 geworden. In dem Alter ist lange schlafen offensichtlich ein wichtiger Pluspunkt im Leben. Ich habe geschmunzelt und geantwortet: „Simon, ich bin nicht mehr 18 – da würde ich auch länger schlafen.“

Ich stehe weiterhin früh auf, weil ich es mag

Aber er hat mich ins Nachdenken gebracht: Was ist jetzt anders? Eins ist auf jeden Fall geblieben: Ich stehe weiterhin sehr früh auf, weil ich es mag, in Ruhe meinen Tag zu beginnen. Aber neu ist: Die Ruhe zieht sich dann auch durch den Tag. Ich muss nicht mehr überlegen, wie ich die Zeit optimal plane. Wann erledige ich welche Einkäufe? Was kann ich auf dem Weg in die Klinik oder auf dem Nachhauseweg besorgen? Bin ich rechtzeitig zuhause, weil mein Hund raus muss? Ich hab einfach viel mehr Zeit, Dinge zu erledigen.

Erstaunlich, woran ich mich erinnere im Blick auf die 40 Jahre

Immer wieder wandern meine Gedanken jetzt in meine gut vierzig Jahre Dienst als Seelsorger. Und es ist erstaunlich, woran ich mich erinnern kann. Ganz viele unterschiedliche Situationen, Freudiges und Trauriges fallen mir ein. Und es sind vor allem die Menschen, denen ich begegnet bin. Manche haben sich in den letzten Wochen bei mir gemeldet – was ich sehr schön finde.

Ich kann mich daran freuen, was aus den Menschen geworden ist

So hat mich ein junger Mann besucht, den ich vor vielen Jahren am Sterbebett seiner Mutter kennengelernt hatte. Da war er zehn Jahre alt. Er hat mir von seinem Weg erzählt. Und ich konnte mich daran freuen, dass er einen eigenen Weg gefunden hat. Besucht hat mich auch ein Paar, mit denen ich vor vierzig Jahren ihre Hochzeit gefeiert habe. Mittlerweile sind ihre Kinder aus dem Haus und einige Enkel geboren. Ich konnte mich mit ihnen an dem freuen, was und wie es geworden ist.

In meinen Gedanken bin ich weiter bei diesen Menschen

Dieses Denken an die Menschen will ich weiter pflegen. Viele werde ich nicht wiedersehen. Aber in meinen Gedanken kann ich bei ihnen sein.

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