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Zum Tod von Benedikt XVI.

Zum Tod von Benedikt XVI.

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Er war der erste deutsche Papst seit fast fünfhundert Jahren – jetzt ist Benedikt XVI. gestorben. Ich weiß noch genau, wie ich damals im April 2005 die Schlagzeile einer großen Tageszeitung gesehen habe: „Wir sind Papst“. Am Anfang war ich schon etwas stolz, aber ziemlich schnell ist klargeworden: Er ist als Papst Benedikt der Bewahrer geblieben, der er als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom gewesen ist. Ich hätte mir schon gewünscht, dass er bei den Fragen wie etwa nach der Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche oder bei dem Thema „Homosexualität und Kirche“ echte Reformen angestoßen hätte.

Erzbischof von München

Erschrocken und enttäuscht aber war ich besonders über das, was über seine Rolle als Erzbischof von München herausgekommen ist. Die Diözese hatte ein Gutachten über Missbrauchsfälle in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht. Dort war zu lesen: In den 70er Jahren wurde ein Missbrauchstäter in seine Diözese versetzt und konnte dort weitere Taten begehen. Echte Antworten auf die Frage, was der damalige Erzbischof Joseph Ratzinger genau davon gewusst oder sogar geduldet hat, waren von ihm nicht zu hören gewesen; erst recht hat er keine persönliche Verantwortung übernommen oder eine persönliche Bitte um Entschuldigung ausgesprochen. Ich finde: Das wäre er den Opfern dieser Täter schuldig gewesen.

Erstes Rundschreiben: "Deus Caritas est" - Gott ist Liebe

Das überdeckt für mich auch die guten Momente seiner Amtszeit, an die ich mich erinnern kann. So zum Beispiel sein erstes Rundschreiben an alle katholischen Christen. Es hatte den Namen: „Deus Caritas est“ – Gott ist Liebe. Das hat mich damals tief berührt. Einen schöneren Namen für Gott als Liebe gibt es für mich nicht. Fasziniert hat mich dabei: Benedikt konnte komplizierte Dinge einfach und verständlich erklären. Er war - nicht nur für mich – ein weltweit geachteter Gelehrter. Manchmal hat es mir gut getan, seine klaren und präzisen Aussagen zu hören, auch wenn ich in vielem nicht seiner Meinung war.

Historischer Rücktritt

Historisch war auch der Schritt im Jahr 2013, als er vom Papstamt zurückgetreten ist. Er fühlte sich wohl gesundheitlich nicht mehr in der Lage, dieses verantwortungsvolle und sehr anstrengende Papstamt mit voller Kraft auszuüben. Das war ein mutiger Schritt, vor dem ich großen Respekt hatte.

Geborgen in Gottes Liebe

„Gott ist Liebe“. Ich glaube mit dem verstorbenen Papst daran: Diese Liebe überwindet den Tod. Ich vertraue darauf, dass er in dieser Liebe jetzt bei Gott geborgen und erlöst ist.

 

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