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Wie das Leben gut wird
Bild: Pixabay / DLKR

Wie das Leben gut wird

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Neulich war dieser goldene Oktobertag. Ich sitze auf einer Bank, schaue dem Leben zu. Und träume vor mich hin: Ich sollte in meiner Seele ein Körbchen anlegen. Da tue ich all die kleinen Glücke eines Tages hinein: den Witz des Nachbarn, das rote Herbstblatt, mein Brot mit Quittengelee, das Winken des Kindes, die dicke Kastanie, die Abwesenheit von Schmerz und … ach, es gibt manchmal so viel, was einen Tag schön macht. Abends schaue ich dann in das Körbchen - und bin Gott dankbar. 

Danken macht das Leben gut. Oder wenigstens ein bisschen besser. Es gibt schlimme Nachrichten; jeden Tag. Sie sind eine Last. Aber sie sollen mich nicht niederdrücken. Da brauche ich ein Gegengewicht. Das ist mein Dank. Ich will möglichst keinen übersehen. Auch wenn ich gut geschlafen habe, will ich sagen: Danke, Gott, dass die Sorgen mal still waren, heute Nacht.

Dank macht mich zu einem anderen Menschen. Ich werde etwas gelöster. Nicht so jammervoll. Ja, vieles auf der Erde ist nicht schön. Aber anderes ist eben schön, und bleibt schön. Das darf ich nicht übersehen. Als ich dann von meiner Parkbank wieder aufgestanden bin, war mir etwas leichter ums Herz. Dank macht das Leben ein wenig gelöster, ruhiger, heiterer. Das wusste Martin Luther. Und sagte jeden Morgen und Abend: Ich danke dir, mein himmlischer Vater. Vielleicht hatte er auch so ein Körbchen in der Seele.
 

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