Brot und Salz – Gott erhalt’s
Als mein Mann und ich vor wenigen Jahren unser Haus gekauft haben, bekamen wir von einem befreundeten Ehepaar Besuch. Wir standen bereits an der offenen Haustür, um sie zu empfangen. Zu unserer Überraschung hielten sie ein Geschenk in den Händen, was sie uns beim Eintritt in den Flur übergaben -- jedoch waren es weder Blumen noch Kuchen. Da stellte sich heraus, das was sie uns mitgebracht hatten, war ein selbst gebackenes Brot. Brot? So etwas haben wir noch nie geschenkt bekommen. Eigentlich war es Nachmittag und nicht mal Frühstückszeit, dachte ich insgeheim. Das Brot duftete und war noch lauwarm in einer Kastenform. Nebendran war zusätzlich zu dem gebackenen Laib noch grobkörniges Salz. Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Bis zu diesem Tag hatte ich noch nichts von solch einem Brauch gehört. Auf einem kleinen handgeschriebenen Zettel stand: „Brot und Salz – Gott erhalt’s“.
Der alte Brauch wirkt immer noch - auch im Hier und Jetzt
Im ersten Moment war ich über dieses ungewöhnliche Präsent verwundert, doch dann erzählte unsere Freundin von der Bedeutung ihrer Geste. Hierbei geht es im Wesentlichen darum, dass Brot und Salz schon damals als die Grundnahrungsmittel schlechthin galten. Das Vorhandensein steht nicht nur in Zusammenhang mit geleisteter Arbeit; vielmehr gelten das tägliche Brot sowie das Salz als Geschenke des Himmels. Mit der Zeit wurden Brot und Salz zu Metaphern für das Lebensnotwendige (Brot) und für die nötige Würze des Lebens (Salz). Nun standen wir da, als frischgebackene Hausbesitzer, ganz stolz und dankbar für diese wirklich wertvollen Gaben mit wahrhaft großer Bedeutung. Und fest steht auch: Sobald mal wieder jemand in meinem Bekanntenkreis in ein Haus einzieht, werde auch ich ein Brot backen und Salz verschenken.
