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Seid freundlich
Bild: Pixabay / Sam Williams

Seid freundlich

Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg
Ein Beitrag von Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Marburg
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Letzten Freitag wollten wir für ein paar Tage weg. Die Koffer waren schon gepackt. Nur meiner nicht.

Wegen dem wichtigen Anruf gerade. Das musste noch geklärt werden vor dem Urlaub. 

Stress vor Reisebeginn

Und dann hatte ich noch eine Hochzeit übernommen - am Freitagnachmittag. Die hatte ich schon letztes Jahr zugesagt – und dann ganz übersehen, dass wir am Wochenende ja wegfahren wollten. Also schnell noch die Traubibel suchen, eine Widmung schreiben, die Lesungen zur Hochzeit ausdrucken, 

Meine Frau fragt: „Was ist denn jetzt mit deinen Sportsachen, soll ich die einpacken“?

„Hör auf, immer so zu drängeln“

Ich reagiere gereizt: „Nun wart es halt mal ein bisschen ab. Du siehst doch, dass ich noch nicht so weit bin“.

Sie schaut nachdenklich und fragt: „Wann können wir denn heute Nacht los“?
Mir reicht es: „Hör auf, immer so zu drängeln. Urlaub heißt doch, mal nicht nach Zeiten zu fragen! Hilf mir mal lieber mit dem Drucker“!

Sie: „Es wäre nur schön zu wissen, auf was wir uns einstellen können“…
Wie das alles nervt! Ich reiße ihr die ausgedruckten Blätter aus der Hand und eile los in die Kirche.

„Seid aber untereinander freundlich“ - ein biblischer Rat

Der Traugottesdienst wird richtig fröhlich. Das Paar strahlt mich an, ich strahle zurück, die Gemeinde singt fröhlich mit und ich denke: So schön kann das Leben sein. Bei der Schriftlesung zur Trauung passiert es dann: Ich lese wie immer Worte aus dem Epheserbrief für das Miteinander des jungen Paares: „Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ (Epheser 4,32)

Hoffentlich vergibt sie mir!

Das trifft mich wie ein Schlag: zu so vielen zum Teil ganz fremden Menschen war ich heute freundlich, selbst bei dem schwierigen Telefonat. Aber zu dem Menschen, den ich am meisten liebe und brauche, zu meiner eigenen Frau – da war ich eigentlich nur gereizt und ungerecht. 

Hoffentlich vergibt sie mir!
 

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