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Wer Licht bringen will, braucht die Hände frei
Bild: ChristinaZetterberg_pixabay

Wer Licht bringen will, braucht die Hände frei

Dr. Annette Wiesheu
Ein Beitrag von Dr. Annette Wiesheu, Theologische Referentin des Bischofs von Mainz
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Am 13. Dezember bedauere ich immer ein wenig, dass ich nicht in Schweden lebe. Denn dort wird heute das Fest der heiligen Lucia mit großer Feierlichkeit begangen. Ein bekannter Brauch ist die Lucia-Prozession: Ein Mädchen oder eine junge Frau, die Lucia verkörpert, führt die Prozession an. Lucia trägt ein weißes Kleid und einen Kranz von Kerzen oder Lichtern auf dem Kopf, ihr folgen Mädchen und Jungen, ebenfalls in weißen Kleidern, mit Kerzen in der Hand, sie singen Lieder und bringen kleine Geschenke. Das Licht der Lucia kündigt Weihnachten an, mitten in der dunklen Jahreszeit, in der es gerade in Nordeuropa kaum Sonnenlicht gibt.  

Heimlich Christin geworden in Zeiten der Verfolgung

Dieser schwedische Brauch geht zurück auf eine Geschichte, eine Legende, die von der heiligen Lucia erzählt wird. Lucia lebte im 3. Jahrhundert nach Christus auf der Insel Sizilien. Sie war heimlich Christin geworden, in einer Zeit, als die Christen im Römischen Reich verfolgt wurden. Später ist sie als Märtyrerin gestorben. Die Legende erzählt: Sie hat ihren gefangenen Glaubensgeschwistern Brot und andere Lebensmittel ins Gefängnis gebracht. Sie tat das heimlich, in der Nacht, und um den Weg in der Dunkelheit zu finden, brauchte sie Licht. Aber sie wollte auch die Hände frei haben, um ihre Gaben für die Gefangenen tragen zu können. Daher hat sie sich einen Kranz von Kerzen auf den Kopf gesetzt.

Ein Lichterkranz auf dem Kopf und die Hände voller Gaben

Ich finde, das ist ein wirklich schönes Bild: Lucia mit einem Kranz von Lichtern auf dem Kopf und die Hände voller Gaben für die Notleidenden. Und die Botschaft dieses Bildes ist für mich: Wer Licht bringt, muss die Hände frei haben: um mit einer Gabe Not zu lindern, um mit einem Geschenk jemandem eine Freude zu machen, um einem anderen Menschen eine helfende Hand zu leihen, um tröstend einen Kopf zu streichen. Vielleicht auch um die Hand auszustrecken, um sich wieder zu versöhnen.

Schon ein freundliches Wort bringt Licht in die Welt

Wir feiern hier bei uns zwar kein Fest der heiligen Lucia wie in Schweden, es gibt keine Lucia- Prozessionen und die Mädchen tragen bei uns keine Lichterkronen auf dem Kopf. Aber ich könnte das Fest der Hl. Lucia heute auch dadurch begehen, dass ich jemandem einen Gefallen tue, meine Hilfe anbiete oder einfach nur ein freundliches Wort sage. Auch das bringt Licht in die Welt.

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