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Der Duft von Lavendel
Bild: medio.tv / Schauderna

Der Duft von Lavendel

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Neues Jahr, neue Arbeit. Überlegt hat Britta lange. Entschieden hat sie dann ganz schnell. Britta gab ihren Beruf im Büro auf und ließ sich umschulen zur Altenpflegerin. Heute ist ihr erster Tag im neuen Beruf. Sie sagt: Ich habe jahrelang nur Papier berührt, jetzt will ich Menschen berühren.

Britta will jetzt „Menschen berühren“

Bei ihren Eltern hat sie erlebt, wie wertvoll freundliche, auch mal fröhliche Pflege ist.

Das will Britta jetzt selber tun. Natürlich kennt sie alle Nachteile: Schichtdienst, weniger Geld, mehr Lasten auf ihrem Körper und ihrer Seele. Dagegen die Vorteile: viel Dankbarkeit, Menschenpflege statt Aktenpflege - und, sagt sie leise: „Ich berühre gern die alten, oft spröden Hände. Das war immer das Schönste in der Ausbildung.“

Die Arbeit als Altenpflegerin ist anstrengend

Britta redet sich nichts schön: Pflege ist anstrengend. Seit Jahren liegen alle Probleme auf dem Tisch. Die Arbeit erfordert Kräfte. An Seele und Körper. Es fehlen Pfleger und Pflegerinnen, um die 30.000, heißt es. Das Gehalt ist auch mäßig. Es werden schon Menschen aus anderen Ländern angeworben, Portugal oder Polen. Ich mache mir nichts vor, sagt Britta. Erst hat sie ihren Ehemann und die Kinder gefragt. Die haben ungläubig geguckt, zunächst. Dann aber haben sie an die Großeltern gedacht, die Pflege bitter nötig hatten.

Wer leistet diese Arbeit in Zukunft?

„Wer leistet das in Zukunft?“, hat Britta sich gefragt. Wenn immer mehr Menschen immer älter werden; wenn jeden Tag etlichen die Sinne durcheinandergeraten? Wer ist dann bei ihnen?

Ich will das machen, hat Britta schließlich gesagt. Überlegt hat sie länger, entschieden ganz schnell. „Ich habe immer Papier berührt“, sagt sie, „jetzt will ich Menschen berühren“. Ihre Ausbildung ist vorbei. Heute geht es richtig los. Ihr erster Arbeitstag im Heim um die Ecke.

Pflege ist wie Gottesdienst

Pflege ist wie Gottesdienst. Britta zeigt, wie man Würde erhält und die Lebensleistung der Alten achtet. Indem man die ernst nimmt, die nur noch mühevoll leben können. Ernst nehmen macht Freude. Und die Alten danken es ihr. Auch wer nicht mehr klar denken kann, fühlt jede Berührung. Besonders gerne die von Britta. Ihre Hände duften so gut. Ein bisschen nach Lavendel. 
 

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