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Advents-Herberge in Paris
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Advents-Herberge in Paris

Dr. Annette Wiesheu
Ein Beitrag von Dr. Annette Wiesheu, Theologische Referentin des Bischofs von Mainz
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Seit diesem Sommer denke ich bei „Advent“ nicht nur an die Zeit vor Weihnachten, sondern auch an eine Jugendherberge in Paris, die fast genauso heißt: Auberge Adveniat. Anfang August habe ich bei einem Aufenthalt in Paris mit meiner Familie dort übernachtet, und wir haben diese Unterkunft als etwas ganz Besonderes erlebt. Sie liegt mitten in Paris, in einem noblen Viertel direkt an den Champs Élysées – und ist doch für den Reisenden mit kleinem Geldbeutel erschwinglich. Betrieben wird sie von einer französischen Ordensgemeinschaft, den Assumptionisten, sie haben dafür vor einigen Jahren eines ihrer Gebäude im Herzen der Stadt geöffnet. 

Hier kann jede/r einen Wunsch hinterlassen

Uns ist vor allem aufgefallen, wie sorgfältig in dieser Jugendherberge alles gestaltet ist, mit einer ganz großen Aufmerksamkeit für das, was Reisende mitten in Paris gut gebrauchen können oder ihnen guttut. Es gibt ein Foyer mit Zeitungen und Zeitschriften, mit bequemen Sesseln, wo man sich hinsetzen und mit den anderen Gästen plaudern kann; außerdem eine kleine Küche, dort kann man sich auch mal selbst eine Tasse Kaffee oder eine kleine Mahlzeit zubereiten. Hinter dem Haus ist ein Garten mit Tischen und Stühlen, Ruhe im Grünen – nach einem Tag im Trubel der Großstadt etwas ganz Kostbares. Sehr sympathisch fand ich auch die große Tafel an der Wand im Essensraum: Hier kann jeder und jede einen Wunsch oder einen schönen Spruch für die übrigen Gäste hinterlassen. Gute Gedanken in vielen europäischen Sprachen und auch in Arabisch und Chinesisch sind dort zu lesen. 

Sie kümmern sich um die Gäste

Am Eingang informiert eine Schautafel über das Haus und seine Bewohner. Die Gäste erfahren dort etwas über die Geschichte und die Sozialprojekte der Ordensgemeinschaft und dass in den beiden oberen Stockwerken auch eine Wohngemeinschaft von jungen Leuten lebt, Studierende und internationale Freiwillige. Sie kümmern sich an der Rezeption freundlich um die Gäste und machen morgens das Frühstück. Und im Untergeschoss gibt es eine kleine Kapelle mit bunten Glasfenstern. Wer mag, kann morgens und abends am gemeinsamen Gebet teilnehmen, zusammen mit der Hausgemeinschaft und anderen Gästen. 

"Du mögest kommen, du bist willkommen"

Adveniat – der Name der Jugendherberge geht zurück auf das Leitwort des Ordens der Assumptionisten. Es stammt aus dem „Vater unser“ auf Latein: Adveniat regnum tuum – dein Reich komme. So wie ich die Jugendherberge erlebt habe, könnte das Motto auch sein: Du mögest kommen, du bist willkommen. Und eigentlich ist das ja auch das, worum es jetzt im Advent geht: eine Willkommens-Atmosphäre schaffen – für Gott, wenn er an Weihnachten auf die Welt kommt, und für die Menschen, die um mich sind, denen ich begegne.  

Mit einer großen Offenheit und wachem Blick

Ich wünsche mir, dass es mehr solcher Willkommens-Orte gibt wie unsere Herberge in Paris, in unserer Welt, in unserer Kirche: Mitten in der Stadt, mitten im Leben, ein Raum, der für alle offen ist und wo Menschen sich begegnen können, gestaltet mit einer großen Aufmerksamkeit für den anderen. Und dabei ist klar: der christliche Glaube, die Offenheit für Gott leitet die Menschen, die hier am Werk sind, aber das wird einfach gezeigt, ohne es irgendwie vor sich her zu tragen.

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