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Vom Nutzen der Veränderung
Bild: geralt_pixabay

Vom Nutzen der Veränderung

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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„Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: „Sie haben sich gar nicht verändert.“ „Oh!“ sagte er und erbleichte. So geht eine der kleinen Geschichten des Herrn K. von Bertolt Brecht. Auf mich wirkt dieser Herr K. oft sehr eigenwillig. Wenn mich jemand nach längerer Zeit so begrüßen würde – „Sie haben sich gar nicht verändert“ – würde ich mich vielleicht geschmeichelt fühlen. Ich weiß natürlich, dass an mir die Zeit nicht spurlos vorübergegangen ist. Aber ich würde bestimmt nicht blass werden, höchstens ein bisschen rot. Denn wenn alle Farbe aus dem Gesicht weicht, ist das ja meist ein Indiz für eine unangenehme Empfindung, z.B. ein Erschrecken oder ein Angstgefühl.

Seine innere Entwicklung ist ihm viel wichtiger

Warum erbleicht also Herr K.? Er ärgert sich über die Oberflächlichkeit des Bekannten, der nur aufs Äußere blickt und eine gedankenlose Floskel daher plappert. Ihm ist seine innere Entwicklung viel wichtiger. Natürlich hat er sich in den letzten Jahren verändert; deshalb wären Stillstand und Stagnation tatsächlich negativ.

Er hatte den Mut, seine Fehler einzugestehen

Das Neue Testament ist auch voller Veränderungsgeschichten. Wie z.B. das Gleichnis vom verlorenen Sohn, der nach einem verkorksten Leben wieder nach Hause zurückkehrt und von seinem Vater barmherzig und freudig wieder aufgenommen wird (Lukasevangelium 15,11- 32). Denn er hatte den Mut, seine Fehler einzugestehen. Auf diese Umkehr kommt es Jesus an, als er das Gleichnis erzählt.

Jesus zeigt, wie Veränderung gelingen kann

Auch die Begebenheit mit dem Steuereintreiber Zachäus (vgl. Lukasevangelium 19, 1-10) ist eine dramatische Veränderungsgeschichte. Zachäus treibt für die Besatzungsmacht der Römer Steuern ein und bereichert sich nebenbei auch noch persönlich. Als er bemerkt, wie Jesus durch Jericho zieht, will er ihn sehen, und da er etwas kurz geraten ist, bezieht er Position auf einem Baum. Von dort hat er eine gute Sicht und fällt nicht weiter auf. Jesus entdeckt ihn aber doch und lädt sich auch noch vor aller Augen bei ihm zu Gast ein. Das ist ziemlich anstößig, denn Zachäus ist ein übler Kollaborateur, mit dem sonst niemand etwas zu tun haben will. Die Leute, die das mitbekommen, murren, weil Jesus bei einem solchen Sünder zu Tisch gehen will. Zachäus ist aber hocherfreut und lässt sofort alles zubereiten. Er ist tief betroffen von dem Besuch Jesu. Der ist wie ein unerwartetes Geschenk, das ihn aus der Isolation zurück in die Gemeinschaft herausholt. Jesus macht mit seinem Besuch den ersten Schritt. Zachäus den zweiten: Er erstattet alles unrechtmäßig erworbene Gut zurück und will nicht so weiterleben wie bisher. Er will sich von Grund auf ändern. Jesus zeigt immer wieder, wie Veränderung gelingen kann. Ich finde den Gedanken, dass eine Umkehr in jeder Lebenslage immer wieder möglich ist, sehr barmherzig. Und das hat mich zu einer Variante auf die kleine Brechtgeschichte inspiriert. Sie geht so:

Herr Z. freut sich über: „Du hast dich aber verändert!“

„Ein Bekannter, der Herrn Z. lange nicht gesehen hatte, würde ihn mit den Worten begrüßen: ‚Du hast dich aber verändert.‘ ‚Oh!‘ würde Herr Z. fröhlich sagen und dabei ein bisschen rot werden.“

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