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Edith Stein - Philosophin und Gottsucherin
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Edith Stein - Philosophin und Gottsucherin

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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Edith Stein war Philosophin und Heilige, Jüdin und Christin, Frauenrechtlerin und Ordensfrau. Ein Morgengebet von ihr gefällt mir sehr, es geht so: 

„Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen

Leg ich diesen Tag in deine Hand.

Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen

Sei mein Gestern, das ich überwand.

 

Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,

Bin aus deinem Mosaik ein Stein

Wirst mich an die rechte Seite legen,

Deinen Händen bette ich mich ein.“ 

 

Ein kleiner Mosaikstein im großen Mosaik 

Zunächst spricht Edith Stein von der Zeit: Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Ihr menschlich begrenztes zeitliches Dasein ist auf Gottes ewigem Zeitstrahl eingetragen. In ihm ist alles, was sie persönlich je bewegt hat und bewegen wird und noch bewegt, aufgehoben. Und deswegen hat sie das Gefühl, sich nicht mehr von Sorgen niederdrücken lassen zu müssen. 

Sie vergleicht sich mit einem kleinen Mosaikstein in dem großen Mosaik von Gottes Schöpfung. In einem Mosaik sind alle Teilchen gleich wichtig. Wenn eins fehlt, dann ist der Gesamteindruck gestört. Wenn ich mit meinen Kindern gepuzzelt habe, habe ich das gemerkt:  Sie wurden unruhig und unzufrieden, wenn sie ein fehlendes Element suchten und nicht gleich fanden, und wenn sie so richtig in Schwung waren, konnten sie nicht mehr aufhören, bis alles zusammenpasste. 

Es wurde ihr als Jüdin verwehrt

Edith Stein ist da gelassener. Sie vertraut darauf:  Gott wird ihr nach allen „Sehnsuchtswegen“ schon den richtigen Platz zuweisen. Sehnsuchtswege gab es für sie viele. Und sie blieben meist unerfüllt. 1891 in Breslau in einer jüdisch-orthodoxen Familie aufgewachsen, studierte die junge Frau Philosophie, Psychologie, Geschichte, Literaturwissenschaft. Sie promovierte bei Edmund Husserl, einem in seiner Zeit berühmten Philosophen. Doch eine Habilitation wurde ihr erst als Frau, später in der Nazizeit als Jüdin verwehrt. Sie verdiente zeitweise ihren Lebensunterhalt als Lehrerin. Dort setzte sie sich auch für die Bildung von Frauen und jungen Mädchen ein. Auch Liebesbeziehungen glückten nicht. 

Immer auf der Suche nach der Wahrheit 

Als Edith Stein sich später dem Katholizismus zuwandte, gab es natürlich viele Konflikte mit ihrer Familie. Sie kamen zum Höhepunkt, als Edith Stein in ein Karmeliterkloster eintrat und den Ordensnamen Schwester Teresa Benedicta a Cruce annahm. Für ihre fromme jüdische Mutter war die Tochter gestorben. Das war bitter - für beide Frauen. 

Ich kann deswegen das Bild vom Mosaikstein, der seinen Platz noch nicht gefunden hat, gut nachvollziehen. Ob als Philosophin oder als Ordensschwester: Edith Stein wollte immer auf der Suche nach der Wahrheit bleiben. 

Zuversicht und das Gottvertrauen

Am 9. August 1944 ist Edith Stein in Auschwitz ermordet worden. Und ich hoffe, auch in dieser furchtbaren Situation hat ihr die Zuversicht und das Gottvertrauen geholfen, die aus ihrem Gebet spricht: „Bin aus deinem Mosaik ein Stein, wirst mich an die rechte Seite legen, deinen Händen bette ich mich ein.“ 

Edith Stein wurde 1998 heilig gesprochen und zur Patronin Europas ernannt. Heute ist ihr Gedenktag.

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