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Das Feuer des biblischen Gottes
Titel: Pixabay

Das Feuer des biblischen Gottes

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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Ein Freund hatte sich eine neue Appleuhr gekauft. Als er sich tastend mit diesem Wunderding vertraut machte, hat er geseufzt: „O Gott, o Gott.“ Und aus der Uhr ertönte eine Stimme: „Diese Frage kann ich nicht beantworten“.  

Damit ist Siri in allerbester Gesellschaft. Wie viele Gelehrte haben sich schon den Kopf über die Frage zerbrochen, ob es Gott gibt und ob man an ihn glauben kann. Einige haben sogar „Gottesbeweise“ konstruiert. Auch, wenn ich solche rationalen „Beweise“ als Denkbewegungen anregend finde: In Bezug auf die Gottesfrage greifen sie zu kurz, denke ich, denn man findet immer eine Lücke in der Argumentation. 

 

Gott kann man nicht beweisen

Der berühmte Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal, dessen 400. Geburtstag dieses Jahr begangen wird, kannte sich mit logischen Beweisen bestens aus. Ihm war klar: Gott kann man nicht beweisen. Aber er wollte doch an ihm festhalten. Deswegen schlug er ein fast kaufmännisches Gedankenexperiment vor. Es lautet: „Wir wollen Gewinn und Verlust abwägen, setze du aufs Glauben, wenn du gewinnst, gewinnst du alles, wenn du verlierst, verlierst du nichts. Glaube also, wenn du kannst.“ Das ist sehr pragmatisch und rational kalkuliert. Eine Win-win -Situation: Niemand kann dabei verlieren. 

Hat ihn wie ein Feuer überkommen

Doch Blaise Pascal hatte noch eine Seite als die des streng kalkulierenden Mathematikers. Nach seinem Tod fand ein Diener in dessen Kleidern Streifen von Pergamentpapier eingenäht. Auf diesen Zetteln hatte Pascal seine eigene ganz persönliche Gotteserfahrung aufgeschrieben. Die muss ihn völlig überrascht haben, denn in diesem „Memorial“, dieser Erinnerungsnotiz, spricht er von einer Gotteserfahrung, die ihn wie ein Feuer überkommen hat. „Feu, Feu, Feu“, schrieb er nieder.  Für Pascal ist Gott nicht mehr der Gott der Philosophen und Gelehrten, sondern der biblische Gott Abrahams, der Gott Isaacs und der Gott Jacobs. Der biblische Gott ist anders, als alles andere in der Welt, und allein mit dem Verstand nicht zu finden. Die Bibel erzählt immer wieder davon, wie Gott sich den Menschen zeigt und zugleich entzieht. Etwa im brennenden Dornbusch, der brennt und nicht verbrennt, oder wie bei Abraham, dem eine riesige Nachkommenschaft versprochen wird, obwohl er und seine Frau Sara schon uralt und kinderlos sind. Die Erzählungen gestalten Gottes unbegreifliches Wesen. Man kann ihm mit den Mitteln der Logik nicht beikommen. 

Gewissermaßen am Leibe getragen

Nach diesem inneren Gotteserlebnis fühlte sich Blaise Pascal wie neugeboren. Er hat diese Pergamentstreifen stets in seinen Kleidern gewissermaßen am Leibe getragen.  Vielleicht hat er sich in diesem Satz des Apostels Paulus wiedererkannt. Der schrieb nämlich an die Gemeinde in Ephesus: „Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid nun zum neuen Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Jeder soll erkennen, dass ihr jetzt zu Gott gehört und so lebt, wie es ihm gefällt.“ (Epheser 4,24).

 

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