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Taufe als Rückendeckung
© Jens Schulze / fundus-medien.de

Taufe als Rückendeckung

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Jesus von Nazareth ist ein junger Mann von 30 Jahren. Das Leben liegt noch vor ihm. Noch weiß er nicht klar, wer er ist. Noch weiß er nicht so richtig, was auf ihn zukommt. Aber er spürt: Es wird nicht einfach werden. Er wird einsam sein. Seine Art, zu denken und zu handeln, wird nicht von allen geschätzt. Im Gegenteil: Gegner werden ihm Steine in den Weg legen. Was er jetzt braucht, ist Rückendeckung, jemand, der ihm Mut macht.

Johanens hält den Menschen den Spiegel vor

Bevor Jesus das erste Mal in die Öffentlichkeit ging, hat er seinen Cousin besucht, Johannes heißt er. Johannes ist etwa so alt wie Jesus und hat seinen Weg schon gefunden. Johannes ist aus der Sicht von einigen ziemlich schräg. Er lebt als Einsiedler und ernährt sich von Honig und Heuschrecken. Und hält den Menschen seiner Zeit den Spiegel vor, deckt unangenehme Wahrheiten in der Gesellschaft auf, fordert Veränderung. Keine angenehme Botschaft.

Jesus lässt sich von Johannes taufen

Und doch kommen die Menschen in Scharen zu Johannes und lassen sich von ihm im Fluss Jordan taufen. Sie wollen damit ein Zeichen setzen für einen Neuanfang. Die Taufe vergewissert: Gott gibt dir Rückendeckung für dein neues Leben. Auch Jesus lässt sich von Johannes taufen. Die Bibel erzählt: Im Moment der Taufe von Jesus ertönt Gottes Stimme aus dem Himmel: „Das ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue.“

Die wunderbare Botschaft der Taufe

Bevor Jesus das erste Wunder tut, bevor er das erste Mal von Gott predigt, bevor er sich das erste Mal mit seinen Gegnern streitet, ruft Gott ihm sozusagen zu: „Ich freue mich, dass du da bist. Ich gebe dir Rückendeckung für dein Leben.“ Das ist für mich die wunderbare Botschaft der Taufe.

Tauffeste unter freiem Himmel

Heute wird im Christentum der Geburtstag von Johannes gefeiert, den man den Täufer nennt. Die evangelische Kirche hat genau dieses Wochenende ausgesucht – für Tauffeste. Auch die Gemeinden meiner Nachbarschaft sind dabei. Morgen gibt es einen Open-Air-Gottesdienst mit Taufen und anschließendem Fest. Kinder jeden Alters werden getauft. Noch bevor sie ihren Weg gefunden haben und wirklich wissen, wer sie sind, werden sie gesegnet und bekommen Rückendeckung für ihr Leben.

Rückendeckung durch ganz normale Menschen

Ich erlebe Rückendeckung Gottes meistens durch ganz normale Menschen. Da ist meine Freundin, die mir gerade am Telefon wieder eine Stunde zugehört hat, oder die Nachbarin, die einen Topf Suppe kocht, als wir alle zuhause krank sind. In diesen Begegnungen schimmert für mich die Rückendeckung hindurch, die Gott mir in der Taufe versprochen hat.

"Ich bin getauft"

 Der Kirchen-Reformator Martin Luther soll mit Kreide auf den Tisch geschrieben haben: „Ich bin getauft“, wenn er Angst hatte oder wenn er sich bedroht fühlte. In schwierigen Momenten waren sie ihm eine Hilfe, diese drei Worte: „Ich bin getauft.“ Weil sie sagen: Kein anderer als Gott selbst hat mir das Leben gegeben. Gott will, dass ich lebe. Gott gibt mir die Kraft, mein Leben zu leben.

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