Philipp Neri - der römischste Heilige
Wer nur einige wenige Tage nach Rom fährt, weiß: Man muss sich beschränken. Wir waren als Familie mit zwei kleinen Kindern gerade dort und mussten uns dieser schweren Aufgabe stellen: Die Stadt ist nämlich voll von wirklichen Sehenswürdigkeiten und Highlights, die man auch beim zweiten oder dritten Besuch noch spannend findet. Ob Antike, Mittelalter, Renaissance oder Barock, die Spuren und Monumente dieser ganz unterschiedlichen Epochen sind in Rom fast unüberschaubar. Hinter jeder Ecke eine wunderschöne Kirche oder eine sehenswerte Piazza. Da es bei uns diesmal eine Reise mit Kindern war, musste das Programm ohnehin nach ihnen ausgerichtet werden. Das Tempo war ein ganz anderes und die Bedürfnisse auch. Weniger Kultur, mehr Spielplatz!
Vorbilder im Glauben
In einem waren sich aber gleich alle einig. Wir wollten auf jeden Fall in die Chiesa Nuova. In der wunderschönen Barockkirche ist nämlich der römischste aller Heiligen begraben und noch dazu der Namenspatron unserer Tochter Philippa: Philipp Neri. Sein Namenstag ist noch nicht lange her: Es ist der 26. Mai. So ein Heiliger als Namenspatron ist eine schöne Sache. „Heilige machen es anderen Menschen nämlich leichter an Gott zu glauben.“ Heilige sind in ihrem Leben Vorbilder des Glaubens und des Ringens mit den Aufgaben, die Gott den Menschen stellt. Mit ihrer je eigenen Berufung also. Heilige sind Menschen, die den Weg zu Gott gefunden und daher Anteil am ewigen Leben haben. Sie sind deswegen nicht nur ethische Vorbilder, sondern tatsächlich Lebensbegleiter und Fürsprecher bei Gott - so glaube ich zumindest als katholischer Christ.
Besuch beim Namenspatron
Deswegen ist es so sinnvoll, ihren Wegen nachzugehen und auch ihre Gräber zu besuchen. Und so machten wir uns auf den Weg. Wir wohnten während unseres Rom-Aufenthalts im Borgo direkt neben dem Petersplatz. Von dort gingen wir an einem späten Nachmittag über die Engelsbrücke durch das Häuser- und Gassengewirr der römischen Altstadt. Schließlich gelangten wir zur Chiesa di Santa Maria in Vallicella - im römischen Volksmund einfach Chiesa Nuova. Allerdings waren wir spät dran. Die Kirche war gerade noch offen, aber die Kapelle mit dem Grab des Philipp Neri wurde gerade geschlossen. Eine freundliche, aber sehr bestimmte Ordensschwester bedeutete uns, dass nun kein Einlass mehr möglich sei. Ich erklärte ihr, dass unsere Tochter Philippa hieße und wir unbedingt ihren Namenspatron besuchen wollen. Das Gesicht der Ordensschwester strahlte und wir durften rein!
Der Blick fiel zuerst auf das Altarbild über dem Grab. Es ist eine Nachbildung in Mosaik eines Gemäldes von Guido Reni und zeigt den Heiligen, wie er Maria mit dem Jesuskind begegnet. Der zweite Blick ging dann durch das darunter liegende Gitter, hinter dem der Heilige sein Grab gefunden hat.
Heiliger mit Humor
Unzählige Geschichten und Anekdoten sind über diesen Heiligen erzählt worden, der Glaubenstiefe und Humor zu verbinden verstand. So soll er zum Beispiel einer adligen Dame, die oft schlecht über andere redete, eine sehr spezielle Buße aufgegeben haben: Das Rupfen eines Huhns, mit dem sie dann wieder zu ihm zu kommen sollte. Bei ihm angekommen, forderte Philipp Neri sie auf, den Weg zurückzugehen und die Federn wieder aufzusammeln. Natürlich war das eine unmögliche Aufgabe: „Der Wind hat sie sicher schon in alle Richtungen Roms verweht“, entgegnete die feine Dame. Und der Heilige antwortete: „So wie du die einmal ausgestreuten Federn nicht mehr aufsammeln kannst, weil der Wind sie verweht hat, so kannst du auch die bösen Worte, die du einmal ausgesprochen hast, nie wieder zurücknehmen.“ Dieses Bild wirklich versteht jeder! Das Motto Philipp Neris lautete: „Das Gewöhnliche auf ungewöhnliche Weise tun und dabei fröhlich bleiben!“ Dieses Motto hat uns auf unserer Romreise begleitet und kann auch heute an diesem Tag ein lohnenswerter Gedanke sein.