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Gott als Clownin
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Gott als Clownin

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Mein Sohn Max ist 8 Jahre alt und liebt Witze. Über manche Witze kann er sich so richtig kaputtlachen. Zum Beispiel: Mama fragt: „Fritzchen, weißt du, wo das Sieb ist?“ Fritzchen antwortet: „Im Mülleimer. Ich habe es weggeworfen, es waren zu viele Löcher drin.“ Oder: „Was ist der gefährlichste Tag für ein U-Boot?“ Antwort: „Der Tag der offenen Tür.“ Oder: „Was ist gesund und schmollt?“ „Das Schmollkornbrot.“ Lachen tut gut. Wenn Max sich ärgert oder traurig ist, hilft oft ein Witz.

Humor hilft im Leben

Während Kinder pro Tag ungefähr 400 Mal herzlich lachen, kommen Erwachsene gerade einmal auf 15 Mal. Das finde ich erschreckend. Wenn ich mir eine Eigenschaft wünschen dürfte, dann würde ich mir mehr Humor wünschen und dadurch mehr Gelassenheit und Heiterkeit. Wer Humor hat, lässt sich nicht von dem überwältigen, was schwer ist im Leben. Indem man über Probleme lacht, werden sie kleiner. Wer Humor hat, findet oft einen Weg, nicht über den anderen zu lachen, sondern mit ihm.

Gisela Matthiae, Theologin und Clownin

Die Theologin Gisela Matthiae hat über den Zusammenhang von Glauben und Gott und das Lachen ein ganzes Buch geschrieben: Wo der Glaube ist, da ist auch Lachen. Die Theologin ist auch Bloggerin und steht auf der Bühne: als Clownin. Sie liebt diese Rolle. Ein Clown stolpert oft und steht wieder auf, schüttelt sich und versucht wieder neu sein Glück. Wer sich selbst eine Clownsnase aufsetzt, verändert den Blick auf sich selbst und die Welt. Als Clownin macht Gisela Matthiae sich über sich selbst lustig, kapiert vieles nicht und hat den Mut, die eigenen Schwächen zu zeigen. In dieser Rolle sieht sie gute Voraussetzungen, um anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.

Die Haltung des Clowns ist: Ich weiß nicht alles. Ich stolpere oft durchs Leben. Ich habe eine freundliche Haltung gegenüber meinen eigenen Fehlern und den Fehlern anderer. Auch wenn ich selbst nie Clownin werden könnte, gefällt mir diese Haltung.

Gott als humorvolles Gegenüber

Die Theologin geht aber noch weiter. Sie hat für sich ein Gottesbild gefunden, das sie befreiend findet: Gott als Clownin. Erst war ich etwas skeptisch und fand den Vergleich gewagt. Aber Gisela Matthiae erklärt: „Mir gefällt die Vorstellung, dass mich ein schelmisches Gegenüber immer wieder begleitet. Dass es mich zum Stolpern bringt, wenn ich mich wieder einmal verrannt habe oder mich wachrüttelt. So komme ich auf neue Ideen.“

Das verstehe ich jetzt besser: Gott als humorvolles Gegenüber, das mir beibringt, über mich selbst zu lachen und mich nicht so ernst zu nehmen. Kritik kann ich zum Beispiel viel besser vertragen, wenn sie in Humor verpackt ist. Und wer weiß: Wenn mein Sohn mir das nächste Mal einen Witz erzählt, vielleicht ist das ein Augenzwinkern Gottes, extra für mich.

 

Mehr zum Thema: Podcast die Kraft des Lachens, Gisela Matthiae im Gespräch mit Silvia Rößler https://www.youtube.com/watch?v=YTNoHJeE1q8

 


 

 

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