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Komm und lies
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Komm und lies

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin, Marburg
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Woran erkennt man, ob eine Kirche evangelisch oder katholisch ist? Eigentlich genügt ein einziger Blick – der Blick auf den Altar, und man weiß Bescheid. Dort liegt in evangelischen Kirchen eine Bibel. Meistens in der Übersetzung von Martin Luther. Sie ist aufgeschlagen und lädt schon von weitem ein: „Komm und lies! Ich habe eine Botschaft für dich. Ich bin offen – sei du auch offen für mich.“

Anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ ist Luthers Übersetzung der Bibel neu überarbeitet worden. Diese neue revidierte Lutherbibel wird morgen, am Vorabend des Reformationstags auf der Wartburg feierlich in Gebrauch genommen. Dort hatte Martin Luther 1521 die Bibel ins Deutsche übersetzt. Nicht nur Geistliche und Gelehrte, sondern jeder Mann und jede Frau, ja jedes Kind sollte Gottes Wort lesen können. Das war sein Anliegen. Bibellesen nicht als Privileg für wenige, sondern als ein Recht für alle. Wenn es um die Heilige Schrift geht, soll jeder ein Priester und eine Priesterin sein! Diese Überzeugung war es, die ihn motiviert hat, die Kirche zu reformieren.

Die Bibel war ihm Freundin und Lehrmeisterin zugleich. Sie hat ihn getröstet und ihm die Augen geöffnet. Die des Verstandes und die des Herzens ... „Ich bin von Gott geliebt und angenommen“ – beim Studium der Schrift ist ihm das klar geworden. Und diese Erkenntnis hat alles durcheinander gewirbelt, was er bis dahin gedacht und gelehrt hat. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“. Ein Satz aus den Psalmen . Er könnte gut und gern von Luther selber stammen. Beschreibt er doch in einprägsamen Bildern, was ihm die Bibel bedeutet hat. Sie hat ihm immer wieder den Weg gezeigt, ihm Orientierung gegeben und Licht auf seinen manchmal ganz schön verworrenen Pfaden.

Viele Bibeln in unseren Kirchen sind alt und nur noch schwer zu lesen. Darum schenkt die Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck ihren Gemeinden morgen eine neue Altarbibel. In 1.300 Gemeinden, aber auch in Kliniken und Gefängnissen, wird diese Bibel morgen feierlich in Empfang genommen. Wie man eine langjährige Vertraute dankbar verabschiedet und eine neue Mitbewohnerin freudig begrüßt, werden die alten Bibeln hinausgetragen und die neuen zum ersten Mal in Gebrauch genommen. Und wir werden dabei singen: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht. Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten. Ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“

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