Die Demut ist mein größter Stolz
„Die Demut ist mein größter Stolz.“ Ein alter Pater hat mir diesen Satz gesagt. Dabei hat er mit den Augen gezwinkert und ganz spitzbübisch gegrinst. Nach meinem Verständnis passen Stolz und Demut nun gar nicht zusammen, weil sie eigentlich Gegensätze sind.
Am liebsten wären sie unsichtbar
Der Pater hat dann auch gleich eine Erklärung geliefert: „Weißt du, es gibt so viele Menschen, die sich selbst ständig klein machen. Was sie können, hat keine Bedeutung. Am liebsten wären sie unsichtbar. Und landläufig wird das ja als Demut verstanden. Noch schlimmer wird es, wenn jemand einen anderen klein macht, in dem er zum Bespiel verächtlich über ihn redet, seine Leistung nicht anerkennt oder schlecht redet. Das heißt dann „demütigen“. Und das ist nicht nur schade, sondern ärgerlich. Demut hat eine ganz andere Bedeutung als sich oder andere klein machen.“
Mut zum Dienen
Ich bin neugierig geworden und habe nach unserem Gespräch nach der wirklichen Bedeutung von Demut gesucht. Dabei habe ich ein wichtiges Detail gefunden. Demut stammt vom alten Wort „Dinemut“. Also: Mut zum Dienen. Das geht in eine ganz andere Richtung: Ich brauche Mut, wenn ich anderen dienen will. Und noch ein Schritt weiter: Ich muss mich selbst gut kennen, muss um meine Fähigkeiten wissen. Die brauche ich nämlich, wenn ich anderen dienen will. Wenn ich weiß, was ich kann, dann muss ich meine Fähigkeiten auch nicht ständig vor mir hertragen, um anderen zu zeigen, was ich doch für ein toller Kerl bin. Und ich muss mich nicht unnötig klein machen. Demut, richtig verstanden, setzt ein gesundes Selbstvertrauen voraus. Dann kann ich anderen hilfreich sein.
Demut macht nicht klein
Mich hat er zum Nachdenken gebracht, dieser Satz: „Die Demut ist mein größter Stolz“. Und er hat mir ein neues Verständnis von Demut eröffnet: Demut macht nicht klein, sondern groß.
