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Eine Kapelle mit Fahrrädern an der Wand
Bild: Pixabay

Eine Kapelle mit Fahrrädern an der Wand

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

Ich fahre gerne Fahrrad und freue mich immer, wenn ich meinen Arbeitsweg am Rhein entlang radeln kann. Außerdem bin ich katholisch und kenne mich mit Schutzheiligen und ihren Zuständigkeiten ganz gut aus. Aber was ich bis vor kurzem auch nicht wusste: Es gibt sogar eine eigene Schutzheilige für Radfahrende! Es ist die Heilige Madonna del Ghisallo. Wie es zu diesem Patronat kam, ist eine längere Geschichte, und die will ich heute erzählen:

"Sie könnte Patronin der Radfahrer werden"

In Italien spielt der Radsport schon lange eine große Rolle und so gibt es neben dem berühmten „Giro d‘ Italia“ noch zahlreiche weitere Radrennen. Eines davon ist die eintägige Lombardei-Rundfahrt, die seit über hundert Jahren über den Colle del Ghisallo führt und regelmäßig große Zuschauermengen anzieht. In den 1940er Jahren kam der Dorfpfarrer Ermelindo Vigano auf eine Idee: Die Patronin der Kirche am Weg könnte Patronin der Radfahrer werden. Und so hat Papst Pius XII. dann im Jahr 1949 die Madonna del Ghisallo offiziell zur Schutzpatronin der Radfahrerinnen und Radfahrer ernannt.

Zur Erinnerung an sie brennt eine Flamme

Im katholischen Italien hat das offenbar einen Nerv getroffen - seitdem pilgern viele Radbegeisterte aus aller Welt zur kleinen Kirche oberhalb des Comer Sees. In der Kapelle kann man die Räder von Stars wie Felice Gimondi oder Fabio Casartelli betrachten, der 1995 bei der Tour de France tödlich verunglückt ist. Zu bestaunen gibt es außerdem viele Fotos, Wimpel, Trophäen und Trikots von unterschiedlichsten Rennfahrern. Und zur Erinnerung an die tödlich verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer brennt eine Flamme. 

Alle sollen aufeinander achten

Mir ist diese Schutzheilige und ihre Geschichte sympathisch. Die Kapelle steht an einem Pass, der nicht ohne Weiteres zu befahren ist: Es braucht Ausdauer und Können und trotzdem bleibt das Radfahren auch ein risikoreicher Sport. Und das lässt sich auch auf die alltägliche Fahrt durch den Straßenverkehr übertragen.

Egal, ob jemand zum Spaß unterwegs ist, das Rad als Sportgerät oder Transportmittel nutzt, ob jemand per E-Antrieb oder Muskelkraft unterwegs ist:  Alle sollen aufeinander achten. Das ist mein Wunsch für das fahrradbegeisterte Italien genauso wie für den engen Raum der deutschen Städte. 

Fahrt vorsichtig und rücksichtsvoll!

Deshalb möchte ich am Beginn der Radsaison alle Radfahrerinnen und Radfahrer daran erinnern: Fahrt vorsichtig und rücksichtsvoll! Überschätzt nicht euer Können und unterschätzt nicht die Geschwindigkeit der anderen. Und auch alle Autofahrerinnen und Autofahrer bitte ich: Fahrt vorsichtig und rücksichtsvoll! Haltet Abstand und bedrängt niemanden.

Ich bin unterwegs unter ihrem Schutz

Ich selbst nutze das Radfahren auch immer wieder gerne zum Nachdenken. Wenn ich am Rhein entlang, abseits der Straße unterwegs bin, lasse ich gerne meine Gedanken schweifen. Ich denke auf dem Weg zur Arbeit über das nach, was heute ansteht oder auf dem Heimweg was passiert ist.

Dabei freue ich mich über die Natur um mich herum. Jetzt im Frühling genieße ich total den ersten grünen Schimmer an den Büschen. Manchmal bete ich dabei auch. Und ab jetzt weiß ich auch: Ich bin unterwegs unter dem Schutz der Madonna del Ghisallo.

 

 

 

 

 

 

 

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