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Von der Hoffnung reden
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Von der Hoffnung reden

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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In meinem Beruf als Trauerseelsorgerin halte ich immer wieder auch Beerdigungen. Und höre deswegen auch bei anderen Beisetzungen besonders hin. Wie reden andere gut von der verstorbenen Person und was erhoffen sie für diesen Menschen? Vor gut drei Monaten ist ja Wolfgang Schäuble gestorben, viele Jahre war er im Deutschen Bundestag, auch als Minister und Bundestagspräsident. Bei den Berichten von seiner Beerdigung hat mich die Rede seiner Tochter Christine Strobl besonders beeindruckt.

Auch im Sterben ist er ihr Vorbild geworden

Wie sie ganz unbefangen ihren Papa angeredet und erzählt hat, womit er ihr Vorbild geworden ist, im Leben. Und auch im Sterben ist er ihr Vorbild geworden. Das hat sie so ausgedrückt: „Papa, Du hast uns gezeigt, wie man mit sich im Reinen und würdevoll sterben kann. Wie man als erfolgreicher Vater keinen Druck auf seine Kinder aufbauen muss. Und dass man sich selber nicht so wichtig nehmen soll. Papa, Du warst ein Gesamtkunstwerk.“

Seine Brüder warteten ja schon länger auf den dritten Mann beim Skat

Mich hat sehr beeindruckt, wie sie liebevoll und ganz natürlich gesprochen hat - zu ihrem verstorbenen Vater. Und damit ja auch ihre Hoffnung ausgedrückt hat: dass ihre Worte ihren Vater auch jetzt nach seinem Tod erreichen. Und da im Himmel, so meinte sie mit einem Lächeln, wird er sich jetzt ja wohl mit seinen beiden Brüdern, die schon vor ihm verstorben sind, zusammensetzen. Denn die warteten ja schon länger auf ihren dritten Mann beim Skat.

Der Tod öffnet auch den Weg zum Leben bei Gott

Natürlich ist das ein Bild, worauf sie als Christin für ihren Vater hofft: Der Tod beendet das Leben, das ist todtraurig, aber er öffnet auch den Weg zum Leben bei Gott. Und da ist das ganze Leben mit allem, was wichtig war, gut aufgehoben.

Nicht nur bei Beerdigungen von meiner Hoffnung reden

Mich hat Christine Strobl mit ihrer Trauerrede über ihren Vater erreicht - mit ihren Worten und auch mit ihrer Hoffnung. Und sie hat mir Mut gemacht, ganz normal und lebensnah von meiner Hoffnung zu reden. Nicht nur bei Beerdigungen, auch immer wieder mitten im Leben. Von meiner Hoffnung auf Leben, auch nach dem Tod.

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