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Tag der Stimme
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Tag der Stimme

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

Gerade benutze ich sie – meine Stimme. Heute, am Welttag der Stimme, mache ich mir bewusst, wie schön es ist, eine Stimme zu haben. Und menschliche Stimmen können so unterschiedlich sein! Gerade im Radio, wo optische Eindrücke fehlen, achte ich besonders auf die Stimme eines Menschen. Oder am Telefon: Da höre ich oft mehr heraus, als ich in einer E-Mail oder einem Brief lesen könnte. 

Ihr Klang ist ihnen schon vertraut

Denn die Stimme transportiert viele Informationen. Am Klang der Stimme kann ich auch die Stimmung eines Menschen erkennen: Freude oder Traurigkeit klingen oft durch. Und manchmal entlarvt die Stimme auch: wenn der Ton nicht zum Inhalt des Gesprochenen passt.

Was mich fasziniert: Schon Babys im Mutterleib erkennen die Stimmen ihrer Eltern. Deren Klang ist ihnen schon vertraut, wenn sie auf die Welt kommen. Und auch als Erwachsene freue ich mich besonders, wenn ich die Stimmen mir vertrauter Menschen höre.

Die Erinnerung an einen lieben Menschen

Ab und zu mache ich die Erfahrung: Ich höre eine Stimme gar nicht wirklich akustisch, sondern quasi in mir drin. Das ist manchmal eine Erinnerung an einen lieben Menschen, wie ein Zitat oder ein Echo. Und manchmal ist die innere Stimme noch weniger konkret und mehr ein Gefühl oder ein Gedanke, was jetzt wichtig ist.

An einer Stelle in der Bibel bezieht sich Jesus auf diese menschlichen Erfahrungen. Er will seinen Zuhörern erklären: Wenn ihr mir vertraut, kann ich euch retten! Dazu erzählt Jesus die Geschichte von einem Hirten, der in den Stall hineingeht und die Schafe vor dem bösen Wolf retten will. Die Schafe folgen dem Hirten, weil sie seine Stimme kennen (Johannes-Evangelium 10,3-18) - wie Tiere ja oft auf die Stimme ihrer Besitzerin oder ihres Besitzers hören.

Das ist nicht immer so leicht

So konkret wie den Ruf eines Hirten höre ich auch als gläubige Christin Gottes Stimme nicht. Ich denke, das passiert eher wenigen Menschen. Und trotzdem will ich versuchen, Gottes Stimme in der Welt wahrzunehmen. Das ist nicht immer leicht. Es gibt viel Lärm, tatsächlich akustische Geräusche, die mich davon abhalten, in mich hineinzuhören. Und dann sprechen auch noch viele Menschen zu mir. Manche geben mir Ratschläge oder erklären mir, wie ich die Welt sehen sollte. Wenn ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe, fällt es mir dann manchmal schwer, herauszuhören, in welchem Klang Gottes Stimme drinsteckt. 

Dann fühle ich mich ruhig und sicher

Ein Anhaltspunkt ist für mich dabei die Gebetspraxis des Heiligen Ignatius von Loyola. Er hat sieben Schritte auf dem Weg der Entscheidung festgelegt. Bei der so genannten „Unterscheidung der Geister“ geht es darum, die verschiedenen Regungen, Gedanken und Gefühle zu prüfen und zu hören: Was wollen mir diese Regungen sagen?

Die „innere Ruhe“ spielt bei dieser Unterscheidung eine wichtige Rolle. Wo sie sich einstellt, ist eine gute Entscheidung gereift, sagt Ignatius. Für mich fühlt sich das ein bisschen so an, wie wenn ich die Stimme eines lieben Menschen höre: Ich fühle mich ruhig und sicher. Wenn ich dieses Gefühl habe, weiß ich ganz genau, auf welche Stimme ich hören soll. Und alles stimmt auf einmal.

 

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