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Die Geschichte mit der Gabel
Bild: congerdesign_pixabay

Die Geschichte mit der Gabel

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Beim Abschied einer Kollegin in den Ruhestand, da ist mir diese Geschichte wieder begegnet. Die Kollegin hat sie uns vorgelesen, statt einer langen Rede: Eine Frau war schwer krank, und es war klar, dass sie nicht mehr lange leben würde. Deswegen hatte sie das Meiste schon geregelt. Es gab nur noch einen Termin mit ihrem Pfarrer, um alles Nötige für ihre Beerdigung zu besprechen.

Damit Leute, die mich im Sarg sehen, sich wundern

Am Ende dieses Gesprächs meinte die Frau in der Geschichte zu dem Pfarrer: „Ich möchte, dass ich eine Gabel in meiner rechten Hand halte, wenn ich im Sarg aufgebahrt werde.“ Klar, der Pfarrer war ziemlich erstaunt, und deswegen erklärte sie ihm: „Bei vielen Festen, zu denen ich eingeladen war, hieß es nach dem Hauptgang manchmal: Behalten Sie Ihre Gabel, es kommt noch was! Dann habe ich mich gefreut, weil ich wusste: Es kommt noch etwas Besonderes, nicht nur ein Pudding. Sondern etwas, wofür man sogar eine Gabel braucht! Deswegen möchte ich mit einer Gabel in der Hand im Sarg liegen. Damit Leute, die mich im Sarg sehen, sich wundern, warum ich die Gabel in der Hand halte. Und ich möchte, dass Sie ihnen dann von mir sagen: Behalten Sie Ihre Gabel – es kommt noch etwas, etwas ganz Besonderes!“  

Da kommt noch etwas ganz Besonderes

Als sie die Geschichte vorgelesen hatte, meinte die Kollegin zu uns: „Ihr merkt an der Geschichte hoffentlich: Ich freue mich auf meinen Ruhestand – der ist für mich etwas ganz Besonderes!“ Aber ihr sei auch klar: Das ist der letzte Lebensabschnitt. Und wenn der dann mal zuende ginge, dann würde sie auch darauf hoffen: Auch nach dem Tod, da kommt noch etwas, etwas Besonderes!

Dann hat sie uns allen eine kleine Gabel geschenkt

Und dann hat sie uns allen zum Abschied eine kleine Gabel geschenkt: um ihre legendäre Torte zu essen. Und ich glaube auch, um uns an ihre Hoffnung zu erinnern: Da kommt noch etwas.

Sie zeigt mir, worauf ich nach diesem Leben hoffe

Die Gabel liegt jetzt hier bei mir zuhause. Sie erinnert mich an meine Kollegin und zeigt mir, worauf ich auch hoffe, wenn mein Leben irgendwann zu Ende geht: Da kommt noch etwas, etwas ganz Besonderes.

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