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Funktag und Rettungsrufe
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Funktag und Rettungsrufe

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

Eine Welt ohne Handys und Smartphones – für uns kaum noch vorstellbar. Begonnen hat diese neue Welt der Tele-Kommunikation Ende des 19. Jahrhunderts. Die Entdeckung elektromagnetischer Wellen hat die Funktechnik vorbereitet – und diese hat nach vielen Experimenten weltweit ganz neue Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen.

Neben der militärischen Nutzung haben schon immer viele technikbegeisterte Amateure das Funken als Hobby betrieben. Besonders nach dem 2. Weltkrieg konnten sich Menschen per Funk auch über Grenzen hinweg verständigen. Heute am Welt-Amateurfunktag denke ich über Spielregeln dieser Technik nach – und was sie heute auch bedeuten könnten.  

Es gilt die Funkdisziplin!

Im Zeitalter des Mobilfunks haben klassische Funkstationen in vielen Bereichen an Bedeutung verloren. Heute ist telefonieren von nahezu jedem Ort der Erde möglich. Und viele Menschen reden scheinbar ununterbrochen mit dem Smartphone am Ohr oder vor dem Gesicht.

Bei den Funkern ist das bis heute anders: Es gilt die Funkdisziplin! Weil beim Funken immer nur eine Person sprechen kann, muss man sich auf bestimmte Regeln einigen. Zum Beispiel sollen die Mitteilungen möglichst kurz und präzise sein. Sie beginnen auch immer mit der Nennung des eigenen Namens und dem Rufen des gewünschten Gesprächspartners. Außerdem ist es wichtig, das Verstandene zu bestätigen. 

Bei jedem Gespräch könnte es helfen

Wenn ich so darüber nachdenke, spüre ich ein wenig Sehnsucht nach solchen Regeln in allen Gesprächen. Es wäre doch ein schöner Gesprächseinstieg, mein Gegenüber beim Namen zu nennen. Und bei jedem Gespräch könnte es helfen, wenn immer nur eine Person spricht und die andere zuhört. Gerade bei drohenden Missverständnissen habe ich mir schon länger angewöhnt, zuerst noch einmal zu wiederholen, was ich verstanden habe. Wenn ich auch die anderen Grundregeln beachte, kann ich gut meine Wünsche oder Bedürfnisse formulieren. Mein Gegenüber kann dann darauf antworten und sie bestätigen oder ablehnen.

Einen speziell festgelegten Funkrufnamen

Und noch etwas ist mir in Bezug auf die Funkpraxis aufgefallen: Die meisten Rettungsdienste benutzen Funkgeräte bei ihren Einsätzen. Dafür hat jede Organisation einen speziell festgelegten Funkrufnamen. Und interessanterweise haben fast alle einen christlichen Hintergrund: Die Feuerwehr wird mit „Florian“ gerufen, dem Schutzpatron vor Feuer und Gefahr; der Rettungsdienst ASB mit „Sama“, was an die Geschichte vom barmherzigen Samariter erinnert. 

Ist Luisa da?

So eine Art „Rufnamen“ gibt es auch im Alltag – besonders für Frauen und Mädchen. Es gibt einen „Rettungssatz“ für bedrohliche Situationen, in denen nicht direkt der Notruf gewählt werden kann: Er lautet „Luisa“. Wenn ich mich als Frau bedrängt oder bedroht fühle, kann ich in ein Lokal gehen und am Tresen fragen: „Ist Luisa da?“. Dieser Satz signalisiert dem Mitarbeitenden: Da ist jemand in Not und braucht Hilfe.

So ist der Welt-Amateurfunktag für mich heute eine gute Gelegenheit, mal wieder auf meine Gesprächsführung zu achten – und von diesem Rettungssatz zu erzählen:
Ist Luisa da?

 

 

 

 

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