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Erinnerung an einen Brückenbauer: Pater Richard Henkes
Bild: Bistum Limburg

Erinnerung an einen Brückenbauer: Pater Richard Henkes

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Vor genau 79 Jahren, am 22. Februar 1945, ist im Konzentrationslager Dachau der Pallottinerpater Richard Henkes gestorben. Exakt zwei Jahre vorher sind die Geschwister Hans und Sophie Scholl und ihr Freund Christoph Probst in München hingerichtet worden, alle drei Mitglieder der Widerstandsaktion Weiße Rose. Richard Henkes war dort inhaftiert, weil er sich dem Nazi-Regime widersetzt hat und sich geweigert hat zu hassen.

Weil er sich weigerte zu hassen

2019 ist er im Limburger Dom seliggesprochen worden. Der Ort ist so gewählt worden, weil er aus dem Bistum Limburg stammt und dort einst zum Priester geweiht worden ist.

Ein kurzer Blick auf sein Leben:

Richard Henkes ist im Jahr 1900, geboren, in Ruppach, nicht weit weg von Montabaur im Westerwald. Als junger Mann tritt er dem Orden der Pallottiner bei und wird zum Priester geweiht. Er arbeitet als Lehrer und Erzieher. Das liegt ihm, und es scheint ihm auch Freude gemacht zu haben, das Zusammensein mit jungen Menschen. Kurz bevor die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, wird Pater Richard Henkes von seinem Orden nach Schlesien geschickt.

Er stellt sich mutig gegen die Ideologie der Nazis

Für ihn ist von Anfang an klar: Die Ideologie der Nazis ist nicht mit dem christlichen Menschenbild und Glauben vereinbar. Und er ist mutig und hat das auch so gesagt, in der Schule, in Gesprächen, bei Exerzitien und in seinen Predigten. Natürlich hat er den Zorn der Nazis auf sich gezogen, zumal er mehrfach angezeigt worden ist. Die Ordensleitung hat daraufhin versucht, ihn zu schützen. Er wurde in den mährischen Teil von Schlesien versetzt, nach Strandorf, dem heutigen Strahovice.

Er lernt tschechisch und ist Seelsorger für alle

Trotz der angespannten Stimmung zwischen Tschechen und Deutschen bemüht sich Pater Richard Henkes dort um Versöhnung. Er betont, dass er der Seelsorger für alle in der Gemeinde sei und beginnt, Tschechisch zu lernen. Als er es dann wagt, die Euthanasieprogramme der Nazis öffentlich als Mord zu bezeichnen, wird er inhaftiert und nach Dachau gebracht.

Solidarisch half er allen Mithäftlingen

Das Konzentrationslager Dachau war ja das Lager, in dem sehr viele Priester und Ordensleute Zwangsarbeit leisten mussten. Es ist bekannt, dass Pater Richard Henkes sehr solidarisch war und den Mithäftlingen, auch den polnischen, geholfen hat.

Er wollte sich für die Versöhnung von Deutschen und Tschechen einsetzen

Er schloss im KZ Freundschaft mit einem tschechischen Priester, Josef Beran, dem späteren Erzbischof von Prag. Mit ihm lernte er weiter Tschechisch, denn er wollte nach dem Krieg weiter für die Versöhnung von Deutschen und Tschechen wirken.

Trotz Ansteckungsgefahr pflegte er freiwillig die an Typhus Erkrankten

Dazu kam es nicht mehr. Im Lager brach eine Typhus-Epidemie aus. Pater Richard Henkes hat sich freiwillig gemeldet, um die Erkrankten und Sterbenden in der Quarantäne zu versorgen und auch geistlich zu begleiten. Er wusste um die Gefahr. Nach zwei Monaten hat er sich infiziert und ist in kurzer Zeit, am 22. Februar 1945 gestorben. Zehn Wochen später wurde das Konzentrationslager befreit.

Selbst nach seinem Tod, wirkt er weiter für die Versöhnung

Obwohl er die Zeit nach dem Krieg nicht mehr erlebt hat: Für die Versöhnung konnte Pater Richard Henkes trotzdem wirken. Die Erinnerung an ihn und erst recht die Seligsprechung hat viel bewegt: eine enge lebendige Partnerschaft zwischen Ruppach im Westerwald und Strahovice in Tschechien zum Beispiel, viele Begegnungen von tschechischen und deutschen Jugendlichen. Erst im letzten Sommer wurde in Prag eine zweisprachige Ausstellung über sein Leben eröffnet.

Immer wieder menschlich und mutig

Für mich ist Pater Richard Henkes ein Vorbild: Immer wieder in seinem Leben ist er menschlich und mutig gewesen, allem Hass zum Trotz.

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