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Der internationale Tag der Muttersprache
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Der internationale Tag der Muttersprache

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Meine Muttersprache ist Deutsch – und trotzdem gibt es ein paar wenige Dinge, ein paar Stimmungen, die ich auf Italienisch besser ausdrücken kann als auf Deutsch - weil sie verbunden sind mit den Erfahrungen aus den Jahren gemacht habe, als ich in Italien gelebt habe. Ich war früher sehr schüchtern und bin in meiner Au pair-Zeit eindeutig mutiger geworden.

Meine Muttersprache ist ein starker Teil meiner Identität

Das meiste aber, was mir durch Kopf und Herz geht, läuft aber über meine Muttersprache, sie ist ein starker Teil meiner Identität. Klar, die Muttersprache, das ist ja normalerweise die Sprache, mit der man aufwächst, mit der ich Ironie, Augenzwinkern und feine Nuancen ausdrücken kann, ohne groß drüber nachzudenken. Anders als früher wissen wir inzwischen, dass es möglich ist, auch mehrere Muttersprachen zu haben, etwa, wenn man zweisprachig aufwächst.

Fast die Hälfte aller Sprachen sind vom Aussterben bedroht

Heute ist der internationale Tag der Muttersprache. Die UNESCO hat diesen Tag ins Leben gerufen, weil viele, fast die Hälfte aller Sprachen, vom Aussterben bedroht sind. Sie werden unterdrückt oder einfach nicht gefördert, immer weniger gesprochen und verschwinden.

Bangladesch wurde als „Ost-Pakistan“ seiner sprachlichen Identität beraubt

Historisch angeregt wurde der Gedenktag von Bangladesch aus. Als Bangladesch noch kein eigener Staat war, wurde es nämlich als Ost-Pakistan seiner sprachlichen Identität beraubt und unterdrückt. Die eigene Sprache spielte dann bei der Unabhängigkeit eine wichtige Rolle.

Die Herausforderung, andere Sprachen zu lernen

Der Gedenktag will auch dazu anregen, fremde Sprachen zu lernen. Ich mag das ja: mich in eine andere Sprache hinein zu lernen. Meist bleibe ich jedoch im frühen Anfangsstadium stecken. Ich würde im Laufe meines Lebens gerne eine slawische Sprache sprechen zu lernen. Mal sehen, ob mir das gelingt. Meine schwierigste Spracherfahrung bisher war ein kurzer Einstiegskurs ins Arabische, puh, das war mir sehr fremd, eine andere Sprachlogik.

Andere Sprachen helfen, andere Menschen besser zu verstehen

Sprachen können Türöffner sein, klar, weil man dann miteinander sprechen, kommunizieren kann - aber auch, weil sie helfen, andere Menschen besser zu verstehen, also zu ahnen, wie jemand tickt. Deswegen sind ja auch gute Übersetzungen eine große Kunst!

Wahrscheinlich beten alle am liebsten in ihrer Muttersprache

Da kommt mir der Gedanke: Wie ist das eigentlich mit dem Beten? Klar, man kann auch im Stillen zu Gott beten; aber oft benutzen Menschen ja auch gesprochene Worte, besonders bei so bekannten Gebeten wie dem Vater unser, das in alle möglichen Sprachen übersetzt ist. Und wahrscheinlich beten fast alle Menschen am liebsten in ihrer Muttersprache, weil Beten oft ja etwas sehr Inniges ist. Keine Frage, Gott versteht mit Sicherheit alle Sprachen – ich bin fest überzeugt davon, dass Gott die Vielfalt liebt und erschaffen hat.

Die Pfingstmesse im Frankfurter Dom feiert ein Fest der vielen Sprachen  

Immer an Pfingsten, dem Fest der vielen Sprachen, treffen sich im Frankfurter Dom die muttersprachlichen Gemeinden, also Christen und Christinnen unterschiedlicher Herkunft und Muttersprachen zum Gottesdienst. Sie beten nicht nur auf Deutsch, sozusagen als gemeinsamen Nenner, sondern eben auch in den anderen Sprachen, ihren Muttersprachen.

Welch‘ einen Reichtum uns die Vielfalt der Sprachen schenkt

Und was ich spannend und bedenkenswert finde: Selbst die bekannten Gebete im Gottesdienst haben in jeder Sprache eine etwas andere Färbung, einen eigenen Klang – und sind gesättigt mit unterschiedlichen Vorstellungen und Erfahrungen. Was ein Reichtum, der da zusammenkommt! Ein Hoch auf die Vielfalt der Sprachen an diesem Gedenktag!

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