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Asche oder Blumen
Pixabay/Gini George

Asche oder Blumen

Dr. Matthias Viertel
Ein Beitrag von Dr. Matthias Viertel, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Heute Morgen bekomme ich es gleich mit einer Entscheidung zu tun, die gar nicht leicht ist. Soll ich Blumen kaufen und sie einer Person schenken, um zu zeigen, dass ich sie wertschätze? Womöglich noch verbunden mit einem schönen Abendessen in einem romantischen Restaurant? Oder soll ich ein Kreuz aus Asche auf meine Stirn zeichnen lassen als Ausdruck der Buße? Und abends dann ganz auf das Essen verzichten?

Aschermittwoch und Valentinstag an einem Tag

Die Frage stellt sich tatsächlich, denn in diesem Jahr treffen am 14. Februar zwei Anlässe aufeinander: Es ist Aschermittwoch und zugleich Valentinstag. Eine eigenartige Begegnung: Auf der einen Seite die Liebe und auf der anderen die Trauer. Grund für diese schwierige Konfrontation ist der Kalender, denn Valentinstag ist immer am 14. Februar. Während der Aschermittwoch immer am Mittwoch zu Beginn der Passionszeit steht und deshalb im Datum wandert.

Beide Anlässe haben einen christlichen Hintergrund

Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, vor allem, weil beide Anlässe einen christlichen Hintergrund haben. Mit dem Valentinstag soll ein Märtyrer geehrt werden. Valentin hieß er. Er wurde hingerichtet, weil er Paaren damals den verbotenen christlichen Segen erteilte. Eine Legende. Doch es ist ein schöner Brauch, denn einem geliebten Menschen seine Zuneigung durch einen Strauß Blumen zu zeigen, kann nicht schlecht sein.

Aber dann ist da der Aschermittwoch. Und der heißt so, weil es ein altes Trauerritual ist, sich Asche auf den Kopf zu streuen. Mit diesem Tag beginnt in der Kirche die Passionszeit. Bis Ostern dauert sie, sieben Wochen, in denen an die Leidensgeschichte Jesu erinnert wird. Viele Christen fasten in dieser Zeit, oder sie verzichten auf andere Dinge, die sie in ungewollte Abhängigkeit bringen. Und in den Kirchen gibt es heute Abend Andachten, mit denen diese Fastenzeit der Passion eröffnet wird, manchmal bekommt man dort auch ein Kreuzzeichen aus Asche auf die Stirn gezeichnet.

Liebe und Trauer liegen eng beieinander

Valentinstag oder Aschermittwoch? Im ersten Moment erscheint das wie ein Widerspruch, bei dem ich mich entweder für das eine oder das andere entscheiden muss. Aber so ist das Leben eben nicht. Dort gibt es nicht dieses entweder – oder. Meistens sieht es viel grauer aus, nicht allein das hellstrahlende Glück, und auch nicht nur die tiefdunkle Trauer, sondern eine Mischung: Liebe und Trauer liegen ja so eng beieinander. Vielleicht liegt das Problem genau darin, nämlich in dem Wunsch, die dunklen Momente des Lebens ausklammern zu wollen. In meiner Gemeinde habe ich auch als evangelischer Pfarrer an diesem Tag eine Andacht angeboten, bei der die Besucher ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet bekamen. Das sollte ausdrücken: Jetzt beginnt eine Zeit der Besinnlichkeit für mich, Wochen, in denen ich über die Endlichkeit meines Lebens nachdenke. Und gleichzeitig finde ich es besonders schön, diese Zeit mit einem Blumenstrauß in der Hand zu beginnen.

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