Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Auf gute Nachbarschaft
Bild: Chanh Nguyen/Pixabay

Auf gute Nachbarschaft

Andrea Weitzel
Ein Beitrag von Andrea Weitzel, Katholische Schulseelsorgerin und Religionslehrerin, Hanau
Beitrag anhören:

Mein Schreibtisch steht am Fenster. Ich mag es, beim Arbeiten immer mal in den weiten offenen Himmel zu schauen. Dieser kurze Blick nach draußen lässt mich kurz innehalten und hilft mir beim Sortieren meiner Gedanken.

Manchmal bleibt dann mein Blick am Hochhaus nebenan hängen. Es überragt alle anderen Häuser unserer Straße. Ich habe mich schon öfters gefragt, wie viele Menschen dort eigentlich wohnen. Tatsächlich kenne ich nur einige. Als wir vor Jahren in unser Haus eingezogen sind, hatten wir die Idee, alle einzuladen. In die Tat umgesetzt haben wir diesen Plan bisher nicht.

So bleibt mein Kontakt zu meinen Nächsten zumeist auf einen kurzen Gruß und ein Lächeln beschränkt. Immerhin, aber da ginge schon etwas mehr.

Macht ein „guter Zaun“ wirklich „einen guten Nachbarn“?

Manche Nachbarschaften sind nämlich richtig gut vernetzt. Im Internet gibt es sogar Plattformen, auf denen sich Nachbarn und Nachbarinnen zusammentun. Vom Austausch praktischer Tipps und Rezepte, dem Ausleihen von Werkzeug über Feste und Flohmärkte bis hin zur gegenseitigen Unterstützung beim Einkauf oder Kinderhüten ist vieles möglich. Neugierig geworden tippe ich in der Suchfunktion einer solchen Homepage meine Postleitzahl ein … und finde eine solche Gruppe, die sogar den Titel „besonders aktiv“ trägt. Ich suche weiter. Für meinen Geburtsort wird keine Gruppe gelistet. In Großstädten wie Stuttgart, Frankfurt, Berlin scheint diese Art der Nachbarschaftspflege jedoch bekannt zu sein.

Sicherlich braucht es vielerorts nicht erst den Umweg über das Internet. Da kennt man sich, da trifft man sich, da teilt man Freud und Leid miteinander. So wie früher im Dorf meiner Großeltern. Zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen zählen die unzähligen, von der untergehenden Sonne in goldenes Licht getauchten Sommerabende auf Nachbars Mäuerchen. Die Erwachsenen redeten und lachten und kamen gar nicht auf die Idee, uns Kinder ins Bett zu schicken.

In meiner Familie sind in Sachen „Nachbarschaft“ mein Mann und unser jüngster Sohn die Spezialisten. Wenn mein Mann sich durch den Vorgarten gräbt, dann geschieht das nie, ohne ein Schwätzchen hier und da. Und unser Sohn hat eine wunderbare Freundschaft mit einem Nachbarsjungen geschlossen. Sie kommen vorbei und klingeln einfach beim jeweils anderen. Ganz spontan und ohne große Planung ergeben sich dann herrliche Nachmittage.

Auf ein Schwätzchen beim „Winke Deinem Nachbarn zu-Tag“

Ich gebe zu, ich bin in diesem Zusammenhang etwas scheuer. Beruflich mit vielen Menschen in Kontakt, bin ich oft einfach froh, wenn unser Hoftor hinter mir ins Schloss fällt und ich es geschafft habe, ungesehen ins Haus zu huschen. „My home is my castle“ gilt dann!

Aber für heute nehme ich mir etwas anderes vor. Denn heute ist der „Winke deinem Nachbarn mit allen Fingern-Tag! Er wurde im Jahr 2000 von einem amerikanischen Ehepaar namens Ruth und Thomas Roy ins Leben gerufen. Wohl aufgrund eines Aufrufs einiger US-Zeitungen hat es dieser Tag dort wohl zu einiger Bekanntheit geschafft.

Also werde ich meine Zurückhaltung über Bord werfen und unsere Nachbarn und Nachbarinnen mit einem besonders breiten Grinsen und einer winkenden Hand erfreuen. Und wenn mein Plan aufgeht, wird das der Beginn gelebter christlicher Nächstenliebe!

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren