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Reden in der Nacht
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Reden in der Nacht

Christoph Neumann
Ein Beitrag von Christoph Neumann, Pastor i.R. Bund Freier Evangelischer Gemeinden, Friedrichsdorf
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Meine Frau und ich, wir schauen uns gerne Filme an. Besonders mögen wir Dramen, und zwar solche, die spannend sind, aber einen hoffnungsvollen Schluss haben. Neulich habe ich mal wieder einen Streifen ausgesucht. Die Kurzbeschreibung erschien verheißungsvoll. Wir saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Der Rotwein und das Knabberzeug standen schon auf dem Tisch.

Der Bildschirm bleibt schwarz

Dann drückte ich auf den Startbutton der Fernbedienung. Aber es tat sich nichts. Der Bildschirm blieb schwarz. Ich stand auf und wollte schon nachsehen. Vielleicht war der Fernseher kaputt oder das Kabel steckte nicht richtig in der Buchse. Da hörten wir aus dem Lautsprecher Stimmen. Leute unterhielten sich. Dann hörte man Vogelgezwitscher. Und langsam erschien auf dem Bildschirm eine Landschaft mit Menschen: Im Film wurde es Morgen. Die Protagonisten des Films und die Vögel begannen hörbar und sichtbar zu werden als Boten des Tages.

Ein ungewöhnlicher Filmanfang

Ein ungewöhnlicher Beginn, den sich der Regisseur hat einfallen lassen. Die Geschichte einmal nicht starten mit einem eindrücklichen Soundtrack und einem Titel in dicken goldenen Buchstaben, wie man ihn am Anfang von Blockbustern manchmal sehen kann. Sondern still, schwarz, und dunkel - mit einer Nacht, die zum Morgen wird.

Auch die Schöpfungsgeschichte beginnt mit Dunkelheit

Auch, wenn uns dieser Anfang überrascht hat: Ganz so neu ist er eigentlich nicht. So ähnlich beginnt in der Bibel das Drama der Schöpfung und darin auch die Menschheitsgeschichte. Am Anfang, so heißt es da, war alles dunkel und still. Ein chaotischer Zustand. Daraus entsteht der erste Morgen überhaupt, denn dann erklingen im Dunkel der Schöpfungsgeschichte erste Stimmen. Die Stimme des Schöpfers. Und mit der Stimme des Schöpfers kommen andere Stimmen dazu. Die Stimmen der Tiere, das Vogelgezwitscher und die Stimme des Menschen. Das Leben beginnt sich zu entfalten.

Dunkle Stunden, in denen Schweigen herrscht, können zu einem Neuanfang führen

Dunkle chaotische Momente gibt es immer wieder im Leben. Auch in Ehen und Familien, oder im Beruf. Auch da gibt es solche Zeiten, die dunkle Stunden, in denen das Schweigen herrscht. Sie können hoffentlich der Ausgangspunkt für einen neuen Anfang sein.

Wie wichtig wäre es, in dieser Dunkelheit wieder Worte zu finden, die zueinander führen. Worte, die Licht und Leben bringen. Denn da, wo man wieder miteinander redet, können neue Geschichten entstehen. Das gilt natürlich insbesondere in den Drama-Momenten des Lebens. Aber auch an normalen Winterabenden, wenn man über einen Film ins Gespräch kommt.

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