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Menschen sind gleich (viel wert)
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Menschen sind gleich (viel wert)

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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„Anderen Menschen zu helfen, liegt ihr im Blut.“ So könnte man Hanna beschreiben. Und bei ihr ist das mit dem Blut durchaus wörtlich gemeint. Vor kurzem habe ich von ihr in der Zeitung gelesen[1]: Ihr Blut hat einem Mann am anderen Ende der Welt das Leben gerettet.

Als Stammzellspenderin Leben retten

Schon jahrelang war Hanna als mögliche Stammzellenspenderin registriert. Als dann die konkrete Anfrage zur Spende kam, war ihr klar: „Wenn ich nicht spende, stirbt jemand.“ Diesen jemand hat sie nicht gekannt. Sie wusste nur: Irgendwo auf der Welt leidet ein Mensch an Blutkrebs. Seine Gewebemerkmale stimmten so genau wie möglich mit ihren überein. Für ihn oder sie konnte Hanna die Rettung sein.

Nur auf die Signatur kommt es an

Damit das gelingt, kommt es auf die sogenannte „Signatur“ der Körperzellen an. Da gibt es Millionen Varianten. Je ähnlicher sich zwei genetische „Signaturen“ sind, desto besser wird eine Stammzellenspende gelingen, desto höher ist die Chance den Blutkrebs zu besiegen.

Besonders berührt mich aber, worauf es bei der Stammzellspende nicht ankommt: Geschlecht, sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Religion oder Herkunft spielen für eine Stammzellenspende keine Rolle.

Jeder könnte mein Zwilling sein

All das, worin Menschen immer wieder unterschieden und eigeteilt werden, woraus Diskriminierung oder Rassismus entstehen, wird überlagert von der Einsicht: genetische Zwillinge mit der gleichen Zellsignatur kann es überall auf der Welt geben. Jeder könnte mein Stammzell-Zwilling sein.

Aus dieser biologischen Erkenntnis folgt für mich eine religiöse oder philosophische, nämlich: Egal was uns äußerlich oder gesellschaftlich unterscheidet, genetisch sind wir über Grenzen hinweg miteinander verbunden – als Menschen. Und als Menschen sind wir gleichwertig und mit derselben Würde ausgestattet.

Verbunden - bis nach Australien

Eine Vogelsbergerin spendet Stammzellen, mit denen die Krebstherapie eines Australiers gelingt. Zwei Jahre ist das her. So lange müssen die beiden „Blutsverwandten“ anonym bleiben, das sind die Regeln. Wenn beide einverstanden sind, können sich Spenderin und Patient nach dieser Wartezeit in vielen Ländern persönlich kennenlernen.

So stand vor kurzem der mit ihrer Hilfe genesene Jim aus Perth in Australien vor Hannas Tür in Gedern im Vogelsberg. Ich glaube, die beiden sind auch ein Beispiel dafür, dass alle Menschen auf der Welt aufeinander angewiesen sind, miteinander verbunden und gleich viel wert.


[1] FNP 18.01.2024

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