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Fest der Drachen und Ahnen
Bild: Booth_Kates_pixabay

Fest der Drachen und Ahnen

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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Am Himmel sind heute in China viele Drachen zu sehen – tagsüber, aber vor allem am Abend. Abends werden an diese Drachen oder an die Schnur kleine Laternchen gebunden. Am Abendhimmel funkeln diese leuchtenden Drachen wie Sterne. Ein hell leuchtender Himmel hat fast was Heiliges. Viele Menschen aus asiatischen Kulturen feiern heute das traditionelle Qingming-Fest. Übersetzt bedeutet Qingming „Klarheit“ und „Heiligkeit“. Das Drachensteigenlassen ist ein Ritual dieses Festes. Übrigens wird die Schnur durchgeschnitten, wenn der Drachen hoch am Himmel ist. So kann er frei davonfliegen und bringt Glück und Gesundheit.

Durch diese Opfer sollen die Verstorbenen gut versorgt werden

Der wichtigste Brauch des Festes ist aber das Grabmalfegen. Die Gräber der Vorfahren werden gesäubert, neue Erde aufgefüllt, und Speisen und Papier, das an Geld erinnern soll, werden auf das Grab gestellt. So versorgen die Chines*innen ihre Vorfahren mit ihren Lieblingsspeisen und auch mit „Geld“. Dann wird alles verbrannt. Mit diesem Opfer hoffen die Menschen darauf, dass die Verstorbenen gut versorgt sind. Und sie ehren so ihre Vorfahren. Dieses Grabfegen wird oft verbunden mit einem Frühlingsausflug. Jetzt Anfang April ist es draußen wärmer, und es ist wieder an der Zeit, nach draußen zu gehen und die Natur zu genießen.

Drachen sind Fabelwesen, die sich zwischen den Welten bewegen

Das Qingming-Fest verbindet für mich Himmel und Erde. Die irdischen Vorfahren und die Natur, die Erde selbst, werden bewusst erinnert und geehrt, und dann gegen Abend fliegen Drachen am Himmel. Drachen gelten auch als Fabelwesen, die sich zwischen den Welten bewegen können.

In diesen Tagen soll die Welt der Lebenden und Toten durchlässig sein

Im Christentum kennen wir das auch, das Erinnern und Ehren der Verstorbenen. Am 2. November feiern wir Allerseelen. Wir glauben, ähnlich wie im Symbol des Drachens, dass in dieser Zeit, in diesen Novembertagen, die Welt der Toten und die Welt der Lebenden besonders durchlässig sind.

Das hat für mich etwas Tröstendes

Dieser Gedanke, dass die Welten der Lebenden und Verstorbenen sich im Jahresverlauf immer wieder berühren, hat für mich etwas Tröstendes … vielleicht auch Heiliges.

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