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Siebenundsiebzig mal vergeben!
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Siebenundsiebzig mal vergeben!

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Wie oft muss ich meinen Mitmenschen vergeben, siebenmal? Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.“ Dieses etwas seltsame Zahlenspiel steht in der Bibel, im Matthäusevangelium (Matthäusevangelium 18,21). Petrus stellt Jesus diese Frage, wie oft man vergeben muss. Und Jesu Antwort heißt eigentlich: unbegrenzt musst du vergeben.

Kann man in solchen Situationen überhaupt vergeben?

Aber geht das überhaupt? Ist das nicht unmenschlich? Es fallen mir sofort Situationen ein, in denen ich mir das nur schwer vorstellen kann. Zum Beispiel, wenn jemand mein Vertrauen massiv missbraucht. Oder wenn jemand, der mir nahesteht, durch eine fahrlässig Tötung z.B. im Straßenverkehr stirbt. Kann ich das verzeihen?

Es hängt auch von meiner Beziehung zu dem Menschen ab

Aber es gibt ja auch alltäglichere Situation, bei denen es mir schwer fällt zu verzeihen: Jemand lügt mich bewusst an, jemand stellt mich vor anderen bloß, jemand schnappt mir im Job ein super Projekt weg. Natürlich fällt es mir in diesen Situationen leichter, aber einfach ist es auch nicht. Es hängt auch von der Beziehung ab, die ich zu den Menschen habe, um die es geht. Wenn ich sie eigentlich mag und sie mir nahestehen, bin ich natürlich noch schneller enttäuscht. Aber dann ist auch die Chance größer, dass eine Versöhnung gelingt. Denn an der Beziehung zu ihnen liegt mir was. Und ich kann mit ihnen reden. Sie werden sich vielleicht sogar bei mir entschuldigen; gerade dann, wenn ihnen auch was an unserer Beziehung liegt. Und das erleichtert mir eine Versöhnung doch sehr.

Denn unversöhnt durchs Leben zu gehen, ist richtig schwierig

Wenn eine Versöhnung gelingt, ist das natürlich was Großartiges. Manche feiern das sogar, zum Beispiel in einer Beziehung. Und das macht auch nochmal deutlich: die Alternative zur Versöhnung ist eigentlich auch nicht einfach. Denn unversöhnt durchs Leben zu gehen, ist richtig schwierig. Ich breche den Kontakt zu Menschen ab, die mir eigentlich lieb und teuer sind. Ich bin wütend und enttäuscht und muss alleine damit klarkommen. Ist das wirklich eine Alternative? Da lohnt es sich schon, auch mal über den eigenen Schatten zu springen und vielleicht sogar siebenundsiebzigmal zu vergeben!

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