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Jeden Tag Weihnachten
Bild: Jill Wellington/Pixabay

Jeden Tag Weihnachten

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Am 26. Dezember, also am zweiten Weihnachtsfeiertag, hat mal jemand zu mir gesagt: „Schade, jetzt ist Weihnachten schon wieder vorbei.“ Ich glaube, es geht vielen Menschen so. Für sie ist Weihnachten heute vorbei.

Ich finde das schade, denn jetzt geht es doch erst richtig los! Mit dem Advent hatten wir eine so lange Wartezeit auf Weihnachten. Und dann haben wir gerade erst den Auftakt der Weihnachtszeit erlebt. Am Heiligabend ging´s los. Dabei ist dieser Tag noch nicht mal ein Feiertag. Aber im Lebensgefühl der meisten Menschen in Deutschland ist er das vermutlich. Mir geht das zumindest so. Und ich glaube, gerade den Kindern geht es auch so: Schließlich passiert an Heiligabend das, was sie an Weihnachten am meisten schätzen: Es gibt Geschenke.

Mit dem Heiligabend, also dem Abend vor Weihnachten, beginnt die Weihnachtszeit. Und sie endet erst in der zweiten Januarwoche. Nämlich am Sonntag nach dem Dreikönigsfest. Ganz schön lang. Danach ist Weihnachtspause und dieses Fest rückt erst dann wieder ins Bewusstsein, wenn spätestens im September die Lebkuchen und die Weihnachtsdeko in den Supermarktregalen stehen.

Es scheint, als könnte die Weihnachtszeit immer dann sein, wann wir das gerade wollen. Für alle, die damit Geld verdienen wollen, ist die Weihnachtszeit schon im September. Für viele, die es feiern wollen, findet Weihnachten vom 24. bis zum 26. Dezember statt. Und für die Kirche dauert die Weihnachtszeit bis in den Januar hinein.

Weihnachten ist jeden Tag

Ich mag den Gedanken, dass Weihnachten so flexibel sein kann. Denn er passt so gut zu dem, was Weihnachten aus theologischer Sicht ist. Da geht es nämlich darum, dass Gott in die Welt kommt. Historisch gesehen ist das ein einziges Mal geschehen, nämlich an dem Tag, an dem Jesus tatsächlich geboren wurde. Doch theologisch betrachtet ist dieses Geboren-Werden und Mensch-Werden etwas, das sich immer wieder und immer noch ereignet. Weihnachten ist kein punktuelles Geschehen, sondern ein Prozess. Gott hört nicht auf, uns Menschen nahe sein zu wollen. Weihnachten ist nie vorbei, Weihnachten kann gar nicht vorbei sein.

Das historische Weihnachtsfest ist ein Ereignis, das in die Zukunft wirkt. Und das jeden Tag. An das historische Geschehen der Geburt Jesu erinnern wir uns zwar nur einmal im Jahr, aber das Geschehen zwischen Gott und uns Menschen findet jeden Tag statt. Ist das nicht wunderbar: Weihnachten ist deshalb jeden Tag.

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