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Ich bin das Licht der Welt
Bild: Chantelle Thompson/Pixabay

Ich bin das Licht der Welt

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Heute gedenkt die katholische Kirche dem Evangelisten Johannes. Also dem Johannes, der das Johannes-Evangelium geschrieben hat. Das Johannes-Evangelium ist ein besonderes Evangelium, denn es ist anders als die anderen drei.

Die drei Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas ähneln sich – teilweise sogar sehr. Nur Johannes schreibt anders. Er erzählt anderes und er erzählt es auch anders.

Das Johannes-Evangelium wirkt wie ein Theaterstück, wie eine Inszenierung, wie eine Komposition. Der Verfasser scheint ein Kunstwerk schaffen zu wollen. Er schreibt nicht einfach seinen Text runter, wie wir heutzutage ein Protokoll tippen. Es ist seinem Text anzumerken, dass er die einzelnen Teile wohlüberlegt anordnet, dass er bewusst Spannung aufbaut und Sinneinheiten schafft. Ein bisschen wirkt das Johannes-Evangelium auf mich deshalb auch wie ein moderner Roman. Mit dem Unterschied, dass es dem Verfasser um mehr geht als nur darum, eine Geschichte zu erzählen. Für ihn ist es vermutlich die wichtigste Geschichte aller Zeiten, man merkt ihm an, wie genau er seine Worte wählt.

Kurz und knapp und trotzdem alles gesagt

Vielleicht ist es ihm deshalb auch so wichtig, seine Aussagen auf den Punkt zu bringen. Das fällt mir besonders bei den vielen Sätzen auf, die mit „Ich bin“ beginnen. Diese Sätze tauchen dann auf, wenn Jesus etwas Wichtiges über sich selbst sagt. Kurze Sätze sind das, die vielleicht erstmal irritieren, weil sie unverständlich wirken können. Da sagt Jesus zum Beispiel: „Ich bin das Licht der Welt.“ (Joh 8,12)

Ich mag diesen Satz. Ich mag seine Klarheit und Direktheit und seine vielleicht provokante Art, mit der Jesus hier seinen Wahrheitsanspruch erhebt. So was findet man in den anderen Evangelien nicht. Johannes hat ganz klar seinen eigenen Stil. „Ich bin das Licht der Welt“, dieser Satz lädt mich ein, mich zu fragen, was ich über das Licht der Welt denke. Wen oder was ich für dieses Licht halte und was es für mich bedeutet.

Am Johannes-Evangelium mag ich, dass es mich mit seinen kurzen Aussagen konfrontiert, hinter denen so viel mehr steckt. Kurze Sätze, über die ich lange nachdenken kann. Und die etwas in mir bewirken, wenn ich mich auf sie einlasse.

Licht der Welt – was bedeutet das für Sie?

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