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Rau(ch)nächte
Bild: Andreas Glöckner/Pixabay

Rau(ch)nächte

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Seit drei Tagen befinden wir uns in den sogenannten Raunächten. Diese beginnen am 25. Dezember und dauern bis zum 6. Januar. Es sind also zwölf Nächte; sechs davon im alten Jahr und sechs Nächte im neuen Jahr.

Die Raunächte gehen auf die germanische und keltische Zeit zurück. Damals fürchteten sich die Menschen in diesen Nächten vor Dämonen. Im Namen Raunacht oder auch Rauchnacht kommt das zum Ausdruck: „Rau“ kommt vom Wort „ruch“ und das bedeutet haarig oder pelzig. Es erinnert an das Aussehen der Dämonen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben sollen.

Die Raunächte hatten aber nicht nur in dieser Zeit eine besondere Bedeutung. Im Laufe der Jahrhunderte waren es immer wieder besondere Tage und besondere Nächte. Mit ihnen wurden viele Traditionen und Volksbrauchtum verbunden.

Türen, Krankheiten, weiße Wäsche und Wetterprognosen

Die zwölf Tage wurden für Wetterprognosen genutzt: Jeder Tag stand für das Wetter in einem der zwölf kommenden Monate. Es gab auch konkrete Handlungsanweisungen, was man in den Raunächten tun oder nicht tun durften: Türen durften nicht zugeschlagen werden, um Blitz und Donner im neuen Jahr zu vermeiden. Haare und Fingernägel sollten nicht geschnitten werden. Sonst hätte man unter Umständen im neuen Jahr mit Kopfschmerzen oder Krankheiten an den Fingern rechnen müssen.

Wäsche durfte nicht gewaschen werden. Hier war eher das Aufhängen der Wäsche problematisch, genauer gesagt der weißen Wäsche. Im schlimmsten Fall waren das weiße Leinentücher. Diese könnten nämlich von den dunklen Mächten mitgenommen werden. Im neuen Jahr würden sie die Tücher wieder mitbringen, um sie dann als Leichentücher für die Menschen zu benutzen.

Es gibt noch viele weitere Bräuche, Vorschriften und Regeln zu den Raunächten. Gemeinsam ist ihnen, dass es um die Suche nach Schutz geht. Denn die Angst vor Unheil war groß. Noch heute findet sich in einigen Gegenden etwas von diesem Brauchtum. Und oft kommt es mir vor, als wüssten die Menschen gar nicht mehr so genau, warum sie eigentlich diese Regeln befolgen. Aber sie tun es, vermutlich aus Angst.

Ich finde es wichtig, die eigene Angst ernst zu nehmen und mein ungutes Gefühl nicht einfach abzutun. Und für genauso wichtig halte ich es, meine Angst zu hinterfragen. Zu schauen, woher sie kommt, ob sie überhaupt berechtigt ist – und was ich gegen meine Angst tun kann. Das kann mir helfen, einen klaren Kopf zu bekommen, ob es dabei nun um Raunächte geht oder irgendetwas anders in meinem Leben.

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