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Herr Käthe
Bild: pexels / Rdne Stock Projekt

Herr Käthe

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Manchmal, ganz selten, kann sie immer noch die Heringe riechen. Die Fahrt im Heringsfass kann sie einfach nicht vergessen. Dabei war das damals die Rettung. Raus aus dem Kloster, hinein in das neue Leben. Kein Ablass mehr, kein Drohen mit der Hölle. Dafür eben einige Stunden im Fass versteckt auf der Kutsche durchs Land geschaukelt werden.

Die Flucht im Heringsfass

Katharina von Bora war eine Nonne, die die Flucht aus dem Kloster gewagt hatte. Sie wollte nach Wittenberg, dorthin wo Martin Luther und seine Ideen gerade die religiöse Welt veränderten. Seine Schriften hat sie schon im Kloster gelesen und eifrig mit den Mitschwestern diskutiert. Die Fahrt im Heringsfass war eine Reise ins Ungewisse. 

Heirat mit Martin Luther

Als Nonne entlaufen, von der Familie geächtet – die einzige Chance war jetzt die Heirat. Katharina setzte alles auf eine Karte. Und tatsächlich nahm Martin Luther sie zur Frau. Er, der sich für die Ehe nicht geeignet fand – aber sich verpflichtet fühlte, die geflohene Ex-Nonne zu unterstützen.

Was er Katharina von Bora zu verdanken hat

Schwer zu sagen, was wir Katharina von Bora alles verdanken. Aber es ist bekannt, dass sie dafür sorgte, dass Luther das tun konnte, was ihm am Herzen lag: Schreiben, diskutieren, die neuen Ideen in die Welt bringen. Dank Ihres Einsatzes funktionierte alles: Sie kümmerte sich um Garten und Vieh, beherbergte Studenten und andere Gelehrte. Sie versorgte die vielen hungrigen Menschen. Sechs eigene Kinder, bis zu elf Pflegekinder und all die Luther-Begeisterten, die sich um den Tisch versammelten. Dabei war sie nicht still und brav. 

„Herr Käthe“ -  Ansprechpartnerin auf Augenhöhe

Abends, wenn sie mit Martin allein war, wurde alles besprochen. Sie war Luthers Ansprechpartnerin auf Augenhöhe. Anerkennend nannte er sie „Herr Käthe“. Das klingt heute befremdlich, zeigt aber, wie wichtig seine Frau ihm war. Am 20. Dezember 1552 starb Katharina von Bora – aber wir erinnern uns immer noch an sie.

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