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Todtraurig und trotzdem auch gelacht
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Todtraurig und trotzdem auch gelacht

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer, Fulda
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Unser Freund ist für alle überraschend gestorben. 69 Jahre alt. Als Freundeskreis versammeln wir uns bei der Ehefrau. Um zu trauern. Um da zu sein. Zu reden. Zu trösten – so gut wir es als Freunde können.

Ihr Leben steht auf dem Kopf

Sie – plötzlich Witwe. Das ganze Leben auf den Kopf gestellt. Was noch alles hätte sein sollen. Im Ruhestand. Gemeinsam.
Die erwachsenen Kinder sind da. Können es nicht fassen. Trauern und weinen um den Vater.

Lachen im Trauerhaus, trotz allem Schmerz

„Wie war unser Vater als Jugendlicher?“ fragen sie uns. Die alten Freunde. Die den Vater seit Schul- und Jugendzeit kennen. Und wir erzählen. Von gemeinsamen Unternehmungen. Von seiner Lebensfreude. Seiner Fröhlichkeit. Ja, wir schwelgen in Erinnerungen: Jugendstreiche. Lustige Eskapaden, Anekdoten …Über dem Erzählten müssen wir immer wieder lachen. Manchmal richtig herzhaft. So, dass die Hausherrin schon meinte: „Was sollen denn die Nachbarn denken?“ – Ja, was sollen die denken, wenn in einem Trauerhaus gelacht wird. Um es gleich zu sagen: Wir haben auch viel geweint. Mehr geweint als gelacht. Aber eben auch gelacht. Trotzdem. 

Lachen - ein Stück Vorwegnahme der Erlösung

Ich hatte kein schlechtes Gewissen. Das Lachen, die Erinnerung an gemeinsam Erlebtes – das hat gutgetan. Das schwere Herz wurde für einen Moment leichter. 

Ja, unser Lachen war für mich sogar so etwas wie ein Stück Vorwegnahme der Erlösung. Die Gott verheißen hat. Am Ende der Zeit. Wenn Gott alle Tränen abwischen wird. Und der Tod nicht mehr sein wird. „Dann werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens sein.“ (nach Psalm 126,1+2) Ein bisschen war es so. Als wir – todtraurig – trotzdem lachen konnten.
 

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