Im Zweifel für die Liebe
Heute ist Maria in den Himmel aufgefahren, sagt die katholische Kirche. „Maria Himmelfahrt“ heißt dieser Tag. Und viele fragen sich und zweifeln. Wie soll denn das gehen: in den Himmel auffahren? Das ist schon bei Jesu Himmelfahrt schwer zu erklären; und dann erst bei Maria. Es gibt noch nicht einmal eine Bibelgeschichte dazu.
Aber es gibt den Himmel. Und der ist nie „oben“. Man muss nicht auffahren, um in den Himmel zu kommen. Himmel ist ein Bild für Liebe. Wo Liebe ist, ist Himmel. So einfach ist das. Und Liebe hatte Maria, die Mutter Gottes. Das wissen auch Evangelische. Sie liebte Jesus, ihr uneheliches Kind - wie alle ihre anderen Kinder. Sie liebte Josef, den treuen Ehemann. Aber vor allem liebte sie Gott, den sie oft nicht verstand. Wie konnte Gott nur so mit ihr umgehen? Wie oft wird Maria sich das gefragt haben. Zuletzt saß sie unter dem Kreuz, an dem ihr Sohn hing. Und hörte nicht auf zu weinen; und hörte doch nicht auf, Gott und die Menschen zu lieben. Maria konnte beides: stark zweifeln und stark lieben. Große Lebenskunst.
Zweifel sind wertvoll. Gott ist oft nicht zu verstehen. Aber dann gibt es ja noch einen Schritt. Ich werde mich vom Zweifel nicht beherrschen lassen. Sondern lieben. Im Zweifel für die Liebe. Menschen achten. Ihnen beistehen. Trotz allem. Menschen sind es wert, geschätzt zu werden. Auch seltsame Menschen. Dann ist der Himmel auf Erden da; mitten in unserer Liebe.
