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Die Sturheit der Esel
Pixabay/ Albrecht Fietz

Die Sturheit der Esel

Jessica Hamm
Ein Beitrag von Jessica Hamm, Evangelische Pfarrerin, Breithardt
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Eselwandern. Mit der Jugendgruppe unserer Kirchengemeinden waren wir mit Eseln wandern. Zu Beginn der Tour macht uns die Betreuerin der Tiere mit Eseln allgemein vertraut. Besonders mit ihrer Körpersprache, über die sie hauptsächlich kommunizieren. Dann lernen wir die einzelnen Tiere kennen: den ruhigen Gizmo, die vorsichtige Emma und den frechen Tico.

Esel bleiben bei vermeintlicher Gefahr einfach stehen

Jetzt geht es los – jeweils ein Mensch links und rechts, in der Mitte der Esel. Beim Wandern wird uns schnell klar, warum Esel als stur gelten. Sie haben ihren eigenen Kopf. Wenn sie abenteuerlustig sind, geht es schnell vorwärts. Bei vermeintlichen Gefahren bleiben sie einfach stehen und lassen sich nicht sofort zum Weitergehen bewegen.

Bileam und seine Eselin

In der Bibel macht ein Mann namens Bileam die gleiche Erfahrung. (4. Mose 22,22-33) Er ist auf seiner Eselin unterwegs. Die beiden treffen auf einen Engel, den aber zunächst nur die Eselin sehen kann. Sie erkennt sofort, dass es der Engel nicht gut mit Bileam meint. Sie bleibt einfach stehen. Bileam kann tun, was er will: Seine Eselin geht nicht weiter. Er wird wütend und schlägt sie sogar. Da lässt Gott die Eselin sprechen und sie fragt: „Warum schlägst du mich? Ich bin dir doch immer treu gewesen.“ Da endlich sieht auch Bileam den Engel, der ihm erklärt: Deine Eselin hat dir das Leben gerettet.

Bei unserer Eselwanderung konnten wir auch nicht immer gleich erkennen, warum die Esel gerade stehen blieben. Aber – und das haben wir an dem Tag alle gelernt – die Esel hatten immer gute Gründe dafür.

Man muss das Verhalten seiner Mitmenschen nicht immer nachvollziehen können und abtun, sondern sollte darüber ins Gespräch kommen

Ich habe mir das auch für unser menschliches Miteinander zu Herzen genommen. Ich muss das Verhalten meiner Mitmenschen nicht immer nachvollziehen können. Sie mögen ihre guten Gründe haben, die ich noch nicht sehe. Wenn ich ihr Verhalten nicht gleich als boshaft oder stur abtue, können wir darüber ins Gespräch kommen und einander viel besser verstehen.

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