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Gewaltverzicht
Bild: Pixabay

Gewaltverzicht

Pater Andreas Meyer
Ein Beitrag von Pater Andreas Meyer
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Heute vor einem Jahr hat der Krieg in der Ukraine begonnen. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich an diesem Morgen vor dem Fernseher gesessen bin und wie die Nachrichten mich entsetzt haben. Heute läuft es mir noch kalt den Rücken runter, wenn ich daran denke. Seither gibt es jeden Tag Nachrichten von diesem Krieg mit entsetzlichen Bildern: zerstörte Häuser, verstörte Menschen, weinende Kinder, Fahrzeuge zerstört am Straßenrand…

Von furchtbaren Kriegsverbrechen wird berichtet. 

 

Eine zerstörte Vision

Mich macht das alles ratlos und hilflos.

Ich finde es furchtbar, dass nach einem Jahr noch immer kein Frieden absehbar ist.

Ich merke: Ich hatte auch die Vision von einer Welt, in der es keinen Krieg mehr geben wird. Die ist zerstört. Alles Bemühen um ein friedliches Miteinander der Völker – vergeblich. Die Verträge, die Nationen miteinander geschlossen hatten, scheinen wertlos.

 

Da bin ich selbst gefragt

In all den Auseinandersetzungen um die richtigen Reaktionen im Ukraine-Krieg bin ich auf ein Wort gestoßen, das mir eine neue Perspektive öffnet: „Gewaltverzicht“. Es spricht mich an, weil es nicht nur die großen Zusammenhänge im Blick hat. Gewaltverzicht – da bin ich selbst gefragt. Auch wenn ich mich um ein friedvolles Miteinander im Alltag bemühe, gibt es doch immer wieder Momente, in denen ich am liebsten dreinschlagen würde: Der Nachbar, der keine Gelegenheit auslässt, mir eins auszuwischen, dem tät ich am liebsten… Und erst der Kollege, der sich für so wichtig hält, dass er dauernd die anderen im Team mit seinen Anweisungen versorgt! In solchen Momenten meine eigenen Aggressione spüren und den Wunsch, dreinzuschlagen nicht ausführen. Da beginnt Gewaltverzicht. Und wenn viele sich darin einüben, dann vertraue ich darauf, dass Gewaltverzicht auch im Großen möglich ist.

 

 

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