Die achte Kerze brennt
Moderator:in: Morgen geht es zu Ende, das jüdische Chanukka-Fest. Heute bei Einbruch der Dunkelheit haben jüdische Familien auch hier in Deutschland die achte und letzte Kerze an der Chanukkia angezündet, dem achtarmigen Leuchter. Gedanken zum Fest von Cäcilia Hickl, katholische Kirche.
Jüdische Feste beginnen immer am Abend des Vortages bei Einbruch der Nacht, egal ob es der wöchentliche Sabbat ist oder ein Fest wie Chanukka. Übrigens so ähnlich wie ja auch an Weihnachten, das beginnt ja auch schon am Abend vorher, mit dem Heiligen Abend. Und wie Weihnachten ist Chanukka ein fröhliches Familienfest, da wird zusammen gespielt und gesungen. Jetzt ist es schon fast wieder zu Ende, heute hat der achte und damit letzte Tag des Fests begonnen. Heute leuchten alle Kerzen.
Normalerweise stellen jüdische Familien ja die Kerzenleuchter ins Fenster, damit alle sie sehen können, die vorbeigehen, das gehört zum Brauch dazu.
Das trauen sich in diesem Jahr viele Juden und Jüdinnen in Deutschland nicht. Sie wollen nicht, dass man erkennt, dass hinter diesen Fenstern eine jüdische Familie wohnt, sie haben Angst, dass ihnen oder ihren Kindern etwas passiert.
Für mich ist der Gedanke schwer zu ertragen, dass es in Deutschland wieder so weit gekommen ist, dass jüdische Menschen sich nicht ohne Angst zu ihrem Glauben bekennen können. Dabei habe ich selbst ja gar nichts zu ertragen, ich stelle mir das Gefühl der Bedrohung nur vor.
Und sorge mich um unsere Zukunft als Gesellschaft. Ich fühle mich hilflos, und das wird nur besser, wenn ich etwas tue, z.B. an einer Kundgebung gegen Antisemitismus teilnehme, mit Menschen in meiner Umgebung ganz bewusst ein jüdisches Museum besuche oder auch jetzt während des Festes in Solidarität Kerzen in mein Fenster stelle.
Und ich wünsche allen jüdischen Familien, auch heute am letzten Tag, ein frohes Fest!
