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Zwischen den Jahren
Bild: Alberto Antonio Peguero De Leon/Pixabay

Zwischen den Jahren

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Heute beginnt die Zeit, die wir umgangssprachlich „Zwischen den Jahren“ nennen. Gemeint ist damit der Zeitraum zwischen Weihnachten und Silvester oder in manchen Gegenden sogar bis zum Dreikönigstag, dem 6. Januar. Die Entstehung der heutigen Redewendung hängt mit den unterschiedlichen Festlegungen des Jahreswechsels zusammen. Im Jahr 1691 wurde für die christliche Welt der Neujahrstag schließlich auf den 1. Januar festgelegt. Eigentlich bräuchte es die Redewendung für den Zeitraum „Zwischen den Jahren“ gar nicht mehr, aber sie hat sich erhalten.

Alte Bräuche und ein bisschen Aberglaube

Und es ranken sich zahlreiche Gewohnheiten und Bräuche darum. Dazu gehört zum Beispiel für viele Menschen der Verzicht in dieser Zeit Wäsche zu waschen, da dies Unglück bringen soll. Ebenso beliebt ist es, verschiedene Dinge noch im alten Jahr zu erledigen: Die Urlaubsfotos einzukleben, die Steuererklärung vorzubereiten oder einmal den Kleiderschrank zu durchforsten und Kleidungsstücke auszusortieren.

Andere Menschen nutzen die „Zeit zwischen den Jahren“ ganz bewusst für die Beziehungspflege innerhalb des Familien- und Freundeskreises oder auch für sich selbst. Dann geht es darum, einfach auszuspannen, einmal die „Füße hochzulegen“ und nichts zu tun oder in aller Ruhe ein Buch zu lesen.

Und in der Tat: Die „Zeit zwischen den Jahren“ ist für viele Menschen eine besondere Zeit. Ein Jahr geht zu Ende, ein neues beginnt. Da ist es auch beliebt, nochmals Rückschau zu halten und Planungen und Pläne für das bald beginnende neue Jahr zu fassen. Durchaus auch einmal zu überlegen, was man in Zukunft ändern möchte.

Als Christ gibt es immer die Zeit „dazwischen“

Als Christ sehe ich diese Zeit auch als Chance, Dinge in Gottes Hände zu geben, sowohl das, was mich erfreut als auch das, was mich belastet und noch nicht vollendet ist. Dort kann all das bleiben und ich kann Gott bitten, dass er das Unvollendete vollendet und das Bruchstückhafte heilt.

Aber mir fällt auch auf: Wir Christen sind immer irgendwie zwischen den Jahren, denn wir erwarten ja die Wiederkunft von Jesus Christus. Das klingt zunächst sicherlich befremdlich, aber so endet die Bibel. Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, spricht der Schreiber von diesem Ereignis, nämlich davon, dass Jesus wiederkommen und dass Gott unter den Menschen wohnen wird (Offb 21). Aber gleichzeitig lesen wir auch im Matthäusevangelium die Worte: „Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)

Da stellt sich die Frage: „Ist er schon da oder kommt er noch?“ Die Antwort: beides. Wir dürfen uns auf seine Gegenwart jetzt verlassen. Im Gebet können wir Jesus begegnen und ihn im Kontakt mit anderen Menschen oder im Gottesdienst treffen. Mit Blick auf die Offenbarung glauben Christen, dass diese Welt irgendwann endet und Jesus Christus wiederkommt. Tröstlich ist dabei für mich der Gedanke, dass, wenn alles irgendwann enden wird, wir darauf vertrauen können, dass Jesus Christus mit uns da ist. Kurz: Die Welt vergeht, aber Jesus bleibt. Das ist für mich ein tröstlicher Gedanke und dann ist auch das Ende der Welt weniger bedrohlich.

Also genießen Sie die Zeit zwischen den Jahren und bleiben Sie in einer frohen Erwartung der Zukunft.

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