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Leben ohne Uhr
Bild: Enrique Meseguer/Pixabay

Leben ohne Uhr

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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"Ein Leben ohne Uhr?“ Haben sie sich schon einmal vorgestellt, wie das funktionieren könnte? Karlheinz Geißler, ehemals Professor für Wirtschaftspädagogik, praktiziert dies seit 40 Jahren und er hat interessante Ansichten dazu. Er sagt zum Beispiel, dass er am Stand der Sonne ganz gut abschätzen kann, wie spät es ungefähr ist. Zeit nennt er ein Organisationsprinzip in unserem Kopf und betont, dass der Mensch mit der mechanischen Uhr in die Gesetze der Natur und damit in den natürlichen Lauf der Zeit eingreift. Pointiert formuliert er: „Uhrzeit ist abstrakte Zahlenzeit, Naturzeit ist Erlebniszeit.“ Und Geißler gibt außerdem zu bedenken, dass wir uns von der Uhr nicht beherrschen lassen, sondern bewusst mit unserer Zeit umgehen sollen.

Natürlich räumt er ein, dass wir im Arbeitsleben und beim Geldverdienen nicht ganz ohne Uhrzeiten auskommen können. Aber wenn man glücklich werden will, muss man rhythmisch leben. So nennt er die Jahreszeiten als sich „wiederholende Rhythmen“, und dennoch erleben wir diese jedes Jahr anders. Als Tipp, um glücklich zu werden, schlägt er vor, rhythmisch zu leben und das heißt konkret, der Natur den Vorzug vor der Uhrzeit zu geben.

Dem eignen Rhythmus nachgeben

Für mich ist das eine gute Anregung, jetzt, in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr meinem natürlichen Rhythmus mehr Raum zu geben. Ich denke dabei daran, stärker auf meine Wünsche und Bedürfnisse zu achten und ihnen tatsächlich nachzugehen. Ich denke dabei auch an den Rhythmus des Gehens bei einem ausgedehnten Spaziergang in der Natur. Und vielleicht passiert es dann, dass ich mich so in diese Dinge vertiefe, dass ich die Uhr und die Zeit aus dem Gedächtnis verliere.

Die Bibel als „Zeit-Manager“

Aber auch die Bibel bietet uns Einsichten zum Thema Zeit. So heißt es im Buch der Prediger in einer viel zitierten Stelle: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit!“ (Pred 3, 1) Das erinnert daran, dass es für alles eine passende Zeit gibt. Und immer wieder verweist die Bibel auch darauf, dass wir unser Tun bedenken sollten und dass unsere Zeit begrenzt ist. Im Psalm 90 wird uns geraten, diese begrenzte Zeit weise zu nutzen. Der Psalmist schreibt das konkret so: „Unsere Tage zu zählen lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ (Psalm 90, 12) Kurz und prägnant ist der Zeit-Tipp aus dem Epheserbrief der Bibel: „Nutzt die Zeit!“ (Eph 5,16)

Ich denke, es ist gut, hilfreich und wichtig, bewusst mit meiner Zeit umzugehen und mich nicht nur von der Uhr beherrschen zu lassen. Die Bibel erinnert mich auch daran, dass es für alles eine passende Zeit gibt und dass ich die mir gegebene und begrenzte Zeit weise nutzen sollte.

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