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Fürchte dich nicht!
Bild: Petra/Pixabay

Fürchte dich nicht!

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Der Krieg in der Ukraine, die Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern im Nahen Osten, die Klimakrise, die Inflation und das Haushaltsdefizit im eigenen Land. Gründe genug, um Angst und Furcht zu empfinden. In einer Welt, die so geprägt ist von Hass, Zerstörung und Unsicherheit, ist es nicht leicht, sich nicht zu fürchten. Und auch persönlich gibt es Dinge, vor denen wir Angst haben. „Angst essen Seele auf“, titelte ein Film von Rainer Werner Fassbinder im Jahre 1974. Angst macht eng, nicht nur das Herz, sondern auch den Blick. Und persönlich kenne ich die Erfahrung, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist. In der Bibel wird ein gegenteiliger Akzent gesetzt. 365-mal sagt Gott in der Bibel: „Fürchte dich nicht!“ Und daraus folgt, dass wir ein ganzes Jahr lang jeden Tag daran erinnert werden, dass wir nicht in Angst leben müssen. Betrachtet man die Bibel genauer, dann muss man die Anzahl um die Stellen vermindern, in denen es um die Gottesfurcht geht. Aber selbst bei einer enger definierten Zählung bleiben noch 124 Stellen mit dem Appell Gottes gegen die Angst: „Fürchte dich nicht!“

Ein bisschen wie Maria sein: mutig und vertrauensvoll

Erst vor wenigen Tagen haben wir in der Weihnachtsnacht die Botschaft der Engel an die Hirten vernommen: „Fürchtet euch nicht, denn siehe ich verkünde euch eine große Freude!“ (Lk 2, 10). Und als der Engel Maria mitteilte, dass sie den Sohn Gottes in die Welt bringen sollte, hatte sie natürlich Angst. Ihrer Angst begegnete der Engel Gabriel schon bei der Begrüßung mit den Worten „Fürchte dich nicht.“ (Lk 1, 30) Und die weitere Nachricht: Gott hat einen Plan mit Maria, sie soll ihm vertrauen. Mich beeindruckt die Geschichte immer wieder aufs Neue. Maria befand sich in einer Situation, die sich ihrer eigenen Kontrolle entzog und sie hatte sicherlich Angst. Wir kennen heute das Ende der Geschichte und wir wissen auch, dass es gut ausgegangen ist. Maria konnte das nicht erahnen. Sie hat trotzdem an Gott festgehalten und seinen Worten vertraut.

Ich kenne das auch aus eigener Erfahrung: Die Kontrolle abzugeben fällt mir schwer, es löst Ängste aus, vor allem dann, wenn es um wichtige Dinge geht. Und dennoch treten in meinem Leben immer wieder Situationen auf, die sich meiner Kontrolle entziehen: schwere Krankheit oder der Tod eines geliebten Menschen. In solchen Situationen denke ich gerne an die Worte aus der Bibel, die mir Hoffnung und Zuversicht geben wollen. Im Buch Jesaja lese ich: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich habe dich stark gemacht.“ (Jes 41,10) Immer wieder muss ich mich entscheiden, ob ich der Botschaft Gottes trauen und ihr folgen will. „Fürchte dich nicht“ – das ist eine der Kernbotschaften von Weihnachten. Jesus Christus, der Retter, ist in unsere Welt gekommen. Maria hat Gottes Plan für ihr Leben vorbehaltlos vertraut und erfahren, dass sie mit allem Nötigen versorgt wurde und dass sie Kraft und Hilfe bekam. Ich frage mich: Bin auch ich dazu bereit, mein Leben Gott anzuvertrauen, meine Ängste abzugeben und auf seiner Führung zu folgen? Eine Frage, die mich vermutlich mein ganzes Leben begleitet und die ich immer wieder neu beantworten muss. Eine Bestätigung Gott zu trauen, lese ich auch aus den Worten des Propheten Jesaja an einer anderen Stelle: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!“ (Jes 43, 1)

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