Ein Vorbild an Güte – zum 10. Todestag von Nelson Mandela
Der Raum ist zwei Meter breit und drei lang, halb so groß wie ein erträgliches Zimmer. Kahle Wände, Darin stehen eine Holzpritsche und ein Eimer mit Deckel. Licht fällt durch die Tür herein, denn die besteht nur aus Gitterstäben. Privatsphäre ist hier nicht vorgesehen.
Eine berühmte Gefängniszelle
Ich sehe das und frage mich: Wie schnell würde ich in dieser engen Zelle den Verstand verlieren – und vielleicht auch meinen Glauben? Wie lange würde es dauern, bis ich voller Hass bin auf die, die mich hier eingesperrt haben? Vermutlich ginge das sehr schnell. Ich stehe auf einer kleinen Insel vor Kapstadt, genannt Robben Island. Berüchtigt für das Gefängnis darauf. Heute kann man es besichtigen. Früher war hier Nelson Mandela eingesperrt.
Im Kampf gegen die Apartheid
Nach 28 Jahren Haft kam er frei und wurde der erste Präsident des neuen Staates Südafrika. Das Land war dabei, das rassistische Apartheidsystem abzuschütteln. Dafür hatte Mandela Jahrzehnte lang gekämpft.
Als er aus der Zelle trat, war er nicht gebrochen, nicht von Hass erfüllt. Vielmehr empfand er Güte. Er brachte sie allen entgegen. Auch denen, die ihn eingesperrt hatten, die furchtbare Gräuel begangen hatten, die nach wie vor rassistisch eingestellt waren. Diese Güte war entwaffnend. Sie war Vorbild für viele. Sie ermöglichte dem Land einen Neuanfang im Zeichen dieser Güte.
Woher nahm Nelson Mandela diese Kraft?
Woher nahm Nelson Mandela diese Menschenliebe? Welcher Glaube leitete ihn? Darüber hat er kaum gesprochen. Geprägt haben ihn traditionelle afrikanische Vorstellungen wie der Ahnenkult. Sicher auch eine Schule der evangelisch-methodistischen Kirche, die er besuchte. Im Gefängnis traf er auf Christen, Hindus, Muslime und wohl auch Juden. Mandela selbst lässt sich keiner bestimmten Religion oder Konfession zuordnen. Er stand für ein Leben frei von Hass, überzeugt von der Gleichberechtigung aller Menschen und von einer Freiheit voller Fröhlichkeit. Das sind universelle Werte. Eine Notiz von ihm sagt viel über ihn: „Ich werde mich an den Schwur halten: niemals, unter keinen Umständen etwas Ungebührliches über einen anderen zu sagen.“
Ein Mensch voll Güte und Liebe
Ich kann das nur bewundern, wenn ein Mensch so voller Güte und Liebe ist. Wie kommt man da hin? Dafür zeigen die verschiedenen Religionen unterschiedliche Wege auf. Der christliche Weg ist inspiriert von Jesus. Der lehrte und lebte nicht nur die Nächsten-, sondern auch die Feindesliebe. Jesus ging auf alle Menschen zu. Er war bereit an der Welt zu leiden und auch für sie zu leiden – sogar für sie zu sterben.
Vorbilder der Güte
Zu diesem Opfer war auch Nelson Mandela bereit, doch das blieb ihm erspart. Er starb heute vor zehn Jahren im Alter von 95 Jahren - friedlich und weltweit hochgeachtet. Ein Vorbild der Güte, wie ihm selbst vielleicht Jesus eines war.