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Einfach Menschen!
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Einfach Menschen!

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Ein Cartoon verbreitet sich derzeit in den sozialen Medien. Da beugt sich ein Erwachsener zu einem Kind hinunter und fragt: „Sind bei dir in der Schule Muslime, Juden, Christen?“ „Nein“ antwortet das Kind, „bei mir in der Schule sind nur Kinder.“

Wenn es doch so einfach wäre! Ganz sicher bringt die kindliche Naivität noch keine Lösung für den Krieg im Nahen Osten oder für andere Kriege weltweit. Aber vielleicht einen ersten Ansatz?

Uns darauf einigen, dass jeder Mensch Würde hat

Was würde sich ändern, wenn wir uns alle zuallererst als Menschen wahrnehmen würden? Vielleicht anders in der Haut-, Haar- und Augenfarbe, anders in der Sprache, anders in der Religion und Weltanschauung – aber als Mensch.

Und wenn wir uns darauf einigen könnten, dass jeder Mensch Würde hat, die anderen genauso wie wir selbst. Und damit das Recht, fair behandelt zu werden, Zugang zu sauberem Wasser haben, Lebensmittel gegen den Hunger, einen sicheren Ort, um zu schlafen.

Verankert in der Liste der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1945

30 solche wichtige Rechte haben die Vereinten Nationen 1945 in der Liste der Allgemeinen Menschenrechte formuliert, wie es heißt als ein „von allen Völkern und Nationen zu erreichendes gemeinsames Ideal“. Kriegstreiber und Populisten weltweit möchten, dass wir uns nicht als Menschen wahrnehmen, sondern als Gegner, als Fremde, als Feinde.

Verbrüderung in der Waffenstillstandspause zu Weihnachten 1914

Es gibt die wunderbare Geschichte des Weihnachtsfriedens aus der Zeit des 1. Weltkriegs: In der kurzen Waffenstillstandspause zu Weihnachten 1914 kam es zu Verbrüderungen zwischen deutschen und britischen Soldaten. Sie hörten die anderen die gleichen Weihnachtslieder singen, nur in anderer Sprache - und erkannten: Das sind auch Menschen. Im Winter darauf wurden solche Annäherungen unter Strafe gestellt und unterbunden.

Friedensausbrüche statt Kriegausbrüche

Und so gab es in der Geschichte immer wieder „Friedensausbrüche“ während der Kriege, wenn sich Menschen geweigert haben, Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde zu verraten oder gar auf sie zu schießen - nur weil die nun wegen ihrer Nationalität oder Rasse zu Feinden erklärt wurden.

Wer sich kennt und schätzt, ist weniger anfällig für menschenverachtenden Hass.

Wir waren Juden, Muslime und Christen – aber vor allem Kinder

Und wahrscheinlich gibt es solche menschlichen Aktionen jetzt gerade auch in Israel und Palästina, wo es ja etliche Begegnungs- und Friedensprojekte gibt, etwa gemeinsame Schulen von Christen, Juden und Muslimen. Sie sind jetzt gerade besonders in Beschuss und in Bedrängnis geraten durch die Hamas – und werden sicher auch von israelischer Seite kritisch beäugt. Wahrscheinlich ist derzeit ein Miteinander nur schwer möglich. Auch die Kinder spüren die Gräben. Und ich stelle mir vor, dass sie sagen: „Ja, wir waren Juden, Muslime und Christen – aber vor allem Kinder.“

 

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