Die Würde des Menschen ist heilig
Heute, am Allerheiligen-Tag, sollten alle Menschen daran erinnert werden: Du bist heilig! Auch wenn einem immer wieder daran Zweifel kommen können, gerade in den letzten Tagen und Wochen.
Heilige, das sind ja nach katholischer Vorstellung besonders fromme Tote, aufgeführt in einem offiziellen Kalender und dargestellt mit einem goldenen Ring über dem Kopf. Das ist auch richtig.
Der Mensch ist an sich wertvoll
Ich bin aber überzeugt davon: “Heiligsein“ gilt für alle Menschen – egal ob sie gläubig sind oder nicht. Denn selbst wenn sich alle Gläubigen irren würden und es keinen Gott gäbe, bin ich davon überzeugt: Jeder Mensch hat eine Würde. Diese Würde zeichnet ihn oder sie aus. Sie kann missachtet werden. Oder jemand ist sich ihrer nicht bewusst. Aber diese heilige Würde geht davon nicht weg!
Im Grundgesetz der Bundesrepublik steht ganz am Anfang: Die Würde des Menschen ist unantastbar. (GG Art. 1). Das bedeutet: Der Mensch ist an sich wertvoll. Er verliert seinen Wert nicht, auch wenn er krank oder alt ist. Weil er eine Würde hat. Als Gläubige sage ich: Die Würde des Menschen ist heilig!
Sie ist ein Geschenk Gottes
Und als Christin glaube ich: Gott hat alle Menschen als sein Ebenbild geschaffen. So steht es in der Bibel ganz am Anfang (1. Mose 1, 26+27). Das bedeutet: Jeder Mensch ist Gottes Schöpfung. Für mich als Christin bedeutet das: Ich sollte jedem Menschen als heiligem Geschöpf begegnen.
Neulich habe ich einen Slogan gelesen: „Würde ist kein Konjunktiv!“ – Nein, „Würde“ ist keine Möglichkeitsform – sie ist Wirklichkeit. Für jeden Menschen auf der Welt ist Würde ein Geschenk. Ich glaube, sie ist ein Geschenk Gottes. Gerade wenn Würde verletzt wird, wird mir das besonders deutlich. Das soll nicht sein und widerspricht den Grundlagen meines Glaubens und unserer Verfassung.
Sie soll heute im Fokus sein
Man könnte sagen: Würde ist ein Verb – handeln mit einer Haltung für andere. Ich denke dabei zum Beispiel an Pflegende, an Anwältinnen und Anwälte für Entrechtete, an die Helferinnen und Helfer in Flüchtlingslagern und den Kriegsgebieten dieser Welt. Sie will ich heute im Fokus haben. Wenn dabei für manche der eine oder die andere Heilige aus der Kirchengeschichte ein Vorbild ist, ist das schön. Die Hauptsache ist aber: sich dafür einsetzen, dass die Heiligkeit des Menschen, seine Würde, wirklich unantastbar ist!
Welche Hautfarbe spielt keine Rolle
Heute möchte ich mich im Umgang mit anderen Menschen daran erinnern. Und deshalb behandle ich jede Person mit Respekt und Wertschätzung. Natürlich nicht nur heute. Und nicht, weil die Person einen hohen Posten hat oder etwas Besonderes geleistet hat. Auch nicht, weil sie superfromm ist oder sich aufopferungsvoll um andere kümmert. Und es spielt schon gar keine Rolle, welche Hautfarbe jemand hat oder welcher Religionsgemeinschaft er oder sie angehört.
Allerheiligen ist für mich ein Tag, an dem ich mich und andere an diese heilige Würde erinnern will. Und ich bin froh über all die Menschen, denen es gelingt, andere zu ermutigen: Entdecke deine Würde und bewahre sie!