Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Groß träumen
GettyImages/Okea

Groß träumen

Sabine Müller-Langsdorf
Ein Beitrag von Sabine Müller-Langsdorf, Evangelische Pfarrerin, Zentrum Oekumene, Frankfurt
Beitrag anhören:

Der Dichter Novalis hat mit Worten eine blaue Blume gemalt. Der Maler Picasso mit dem Pinsel ein Mädchen mit einer weißen Taube in der Hand. Künstler haben die Gabe, etwas vorzustellen, das unvorstellbar scheint und unsichtbar ist: Frieden, Liebe, Sehnsucht. Die Worte des Dichters, das Bild von Picasso, lassen ahnen: eine andere Wirklichkeit ist möglich.

Sehnsucht nach Bildern, die Hoffnung auf Frieden geben

Ich sehne mich manchmal nach Bildern, die mir Hoffnung geben, vor allem für den Frieden. Eines dieser Bilder hat der Prophet Sacharja in der Bibel entworfen. Er lebte in einer Zeit, als um ihn herum alles in Schutt und Asche lag. Ein Krieg war über sein Land gezogen, die Bevölkerung geflüchtet oder verschleppt, die Infrastruktur der Stadt Jerusalem zerstört. Wir kennen diese Bilder aus vielen anderen Städten heute, leider.

Der Prophet Sacharja malt mit Worten ein Bild des Friedens

Sacharja nun, der Prophet, lässt Gott in eine Wüstenei hinein sprechen: „Auf den Plätzen Jerusalems sollen zukünftig wieder alte Frauen und Männer sitzen, alle mit ihrem Stock in der Hand vor hohem Alter, und die Plätze der Stadt sollen voll sein von Jungen und Mädchen, die dort spielen.“

Was für ein schönes und starkes Bild. Kinder können sicher aufwachsen. Alte in Ruhe zusammensitzen und sich am Leben freuen. In einer Stadt, die heil ist. Das ist, was Gott für das Zusammenleben will. Wie anders sehen manche Bilder unserer Tage in den Nachrichten aus.

Sacharjamacht die Schutzbedürftigen zum Maßstab einer guten Welt

Mir gefällt, dass der Prophet die ganz Alten und die Jungen in seiner Vision nennt. Dass er unterscheidet zwischen den Geschlechtern. Denn vielleicht brauchen Jungen anderes als Mädchen und bei den alten Frauen und Männern ist das auch so. Beide Gruppen, die Sacharja nennt, gehören zu denen, die auf Schutz und Unterstützung angewiesen sind, zu den eher Verletzlichen und Schwachen in schweren Zeiten oder gar im Krieg. Diese Menschen macht der Prophet zum Maßstab einer guten Welt. Wenn auch die schutzbedürftigen Menschen sicher leben können, dann ist ein guter, gerechter Frieden da.

Frieden zwischen Ländern und Völkern aber auch zwischen den Menschen in der Nähe

Wie kann so ein Frieden Wirklichkeit werden? Ich hoffe auf Frieden zwischen Ländern und Völkern. Gleichzeitig denke ich an Frieden für Menschen in der Nähe. Zum Beispiel im Altenheim, in dem meine Mutter lebt. Da wird beeindruckend viel getan, damit Menschen zusammenkommen, Bewohner mit Bewohnerinnen. Es gibt Angebote für gemeinsame Treffen mit den Angehörigen, Kindern, Enkelkindern. Das ist aufwändig und will organisiert sein. Manche wollen auch lieber alleine bleiben. Aber den Raum zu schaffen, damit es Orte gibt, an denen die Alten zusammensitzen oder die Kinder spielen können, bleibt eine machbare soziale und gesellschaftliche Aufgabe zu mehr Frieden miteinander.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren