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Hoffnungsmenschen
GettyImages/Rachel Papo

Hoffnungsmenschen

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Mit vier Jugendlichen stehe ich auf dem Rasen neben der Kirche. Zwei Jungs, zwei Mädchen. Vor einigen Monaten erst sind sie konfirmiert worden. Eine Frau von der Zeitung ist auch da. Denn heute wollen sie einen kleinen Apfelbaum pflanzen. Warum sie das machen? Eine sagt: "Wir haben einiges über die Bibel gelernt. Und über Martin Luther. Der soll doch gesagt haben, er würde heute noch einen Apfelbaum pflanzen, wenn morgen die Welt unterginge." Die Jugendlichen erzählen dann der Journalistin, was sie sonst noch tun, um die Welt im Kleinen zu verbessern. Über dem Foto steht in der Zeitung: Junge Menschen pflanzen Hoffnung. 

Zuversicht steht nicht hoch im Kurs

Das ist eine Schlagzeile gegen den Trend. Denn gerade unter jungen Menschen steht Zuversicht nicht hoch im Kurs. In einer Umfrage unter 2100 Jugendlichen fanden nur 8%, dass die nächsten Generationen es wohl besser haben würden als die jetzige. Ein alarmierender Befund, der mich traurig macht.

Fragt Euch nach Eurer Hoffnung

Die Bibel ermutigt Menschen, die Hoffnung zu behalten. Und anderen davon zu erzählen. An einer Stelle im 1. Petrusbrief heißt es: Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn jemand fragt, warum ihr so von Hoffnung erfüllt seid (1. Petrusbrief 3,15). Das bedeutet für mich: Vertraut der Zuversicht, die Gott euch schenkt. Trotz aller Krisen. Versucht, heute als Hoffnungsmenschen zu leben und die Welt zu verändern.

Was Menschen mit Hoffnung tun

Was zeichnet Hoffnungsmenschen aus? Der Theologe Steffen Kern meint: Die Welt braucht Hoffnungsmenschen. In einer Zeit, in der eine Krise die nächste überlagert und die Angst vor der Zukunft unser Denken und Handeln bestimmt. Es ist noch nicht zu spät, heute die Welt zu verändern. Das macht mir Mut. Kern schreibt: "Wer hofft, weiß die Geschichte in Gottes Hand. Und hält fest, dass die Erde nicht dem Untergang entgegentaumelt." (Quelle der Zitate: siehe unten)

Hoffen auf Gerechtigkeit und Frieden

"Wer hofft, hält den Sinn für Gerechtigkeit wach. Dafür, dass es nicht bei Ausgrenzung und Ungleichheit bleiben muss, bei Arm und Reich, bei Schwach und Stark. Wer hofft, gibt diese Welt nicht auf und hält fest, dass sie sehr gut geschaffen ist, dass wir den Auftrag haben, sie zu bebauen und zu bewahren. Wer hofft, gibt den Traum nicht auf, dass es einmal eine Welt ohne Rassenhass und Unterdrückung geben könnte. Wer hofft, hält aus, dass die Welt nicht heil ist. Und hält den Traum vom Frieden wach und fügt sich nicht in die Logik der Schläge und Gegenschläge. Und bleibt doch Realist." Soweit Steffen Kern.

Wenn morgen die Welt unterginge, pflanze ich heute noch einen Apfelbaum

Hoffen gegen den Trend: Die konfirmierten Jugendlichen spiegeln mit ihrer Aktion diese Haltung wider. Sie pflanzen einen Apfelbaum und zeigen: Wir geben diese Welt nicht auf. Weil Gott die Welt nicht aufgibt. Sie schöpfen Zuversicht aus ihrem Glauben. Sie stehen Rede und Antwort und erzählen, warum sie von Hoffnung erfüllt sind. Wann immer ich an diesem Apfelbäumchen vorbei gehe, denke ich an die Jugendlichen. Hoffnung heißt für sie: Gott macht seine Versprechen wahr. Und überlässt diese Welt nicht ihrem Schicksal. Gott braucht uns. So zeigen sie: Wir sind Hoffnungsmenschen. 

Quelle der Zitate: Steffen Kern, Hoffnungsmensch. Mit dem Himmel im Herzen die Welt verändern, SCM R. Brockhaus, Holzgerlingen 2023, Seite 29f.

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