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Strom gewinnen
Bild: Erich Westendarp/Pixabay

Strom gewinnen

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Wenn Dein Hass in Strom umgewandelt werden könnte, dann würde die ganze Welt mit Licht erfüllt werden können.“ Dies sagt der Erfinder und Physiker Nikola Tesla (1856 - 1943). Ein starkes Bild: Hass in Strom umwandeln.

Wenn ich mir dieses Bild vorstelle, wird meine Fantasie beflügelt. Ja, Hass kann eine große Energie beinhalten. In einem Moment, in dem sich ein Gefühl wie Hass entwickelt, werden viele Emotionen ausgelöst. Der Hass bewirkt aber nichts Gutes.

Negative Energie einfach in positive umwandeln

Daher könnte ein umgewandelter Hass in Strom sicher einen wichtigen Dienst an der Menschheit sein. Wenn, ja wenn das so einfach wäre. Aber mir gefällt daran der Perspektivwechsel, der mit diesem Bild zum Ausdruck gebracht wird. Das Umwandeln oder der Wandel kann eine enorme Kraft entfalten.

So geht es mir oft in meinem Leben. Vordergründig sehe ich in einem Problem eigentlich nichts Gutes, sondern eher etwas Störendes. Wenn ich aber einmal überlege, welche Perspektiven möglicherweise durch ein bestehendes Problem eröffnet werden können, dann kann ein solches Problem tatsächlich zum Auslöser von positiven Gedanken werden. Dass sich etwas wandeln kann, drückt eine Hoffnung aus. Wenn also aus einer kleinen unscheinbaren Larve ein wunderschöner Schmetterling wird, dann findet eine Verwandlung statt. In der Natur finden zahlreiche solcher Wandlungen statt. Der Wandel gehört zum Leben. Er ist dem Leben immanent. Auch in der Bibel kann man von vielen Wandlungen lesen. Wie zum Beispiel aus Saulus Paulus wird oder wie sich die Einstellung zum Leben bei manchen Menschen wandelt, nachdem sie Jesus begegnet sind.

„Das einzig Beständige ist der Wandel“, ist ein beliebter Slogan aus dem Management. Natürlich muss ich für Veränderungen bereit sein. Ansonsten perlt der Wandel um mich herum ab und ich verharre in meiner Blase. Es könnte sich nicht nur Hass in Strom verwandeln, sondern auch Krieg in Frieden. Wenn ich mir überlege, mit welchem Aufwand auf der Welt Krieg geführt wird, welches Ausmaß an Militär und Waffen aufgewandt wird, um Krieg zu führen – ist das gigantisch. Und wenn dies alles in Bemühungen für den Frieden umgewandelt werden könnte, wäre das ein positives Ziel, für das es sich zu arbeiten lohnt.

Kraft und Energie liegen im Menschen begründet. Kraft und Energie zur Entfaltung zu bringen, sie freizusetzen, kann viel Gutes in dieser Welt bewirken. Ich mache mir bei diesem Gedanken bewusst in welchen Situationen in meinem Leben, ich dazu beitragen kann, dass meine Energie nicht sinnlos verausgabt werden muss: zum Beispiel in Ärger oder Enttäuschung. Sondern vielmehr in einem aufmunternden Wort, das ich einem Menschen geben kann, dem es schlecht geht oder in meinem Zutrauen gegenüber anderen Menschen. Das nehme ich mir heute vor und vielleicht lässt sich daraus Strom gewinnen.

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